Es ist erschreckend, wie viele Falschmeldungen mir auf Facebook und in den sozialen Netzwerken begegnen. Noch erschreckender ist es, wenn man sieht wie viele einem persönlich bekannte Personen diese Falschmeldungen bewusst oder unbewusst durch Teilen verbreiten. Ich kann nur dazu auffordern: Wer etwas teilt, sollte es wenigstens vorher darauf überprüfen, ob es stimmen könnte. Gerade in Corona-Zeiten können Falschmeldungen auch tödlich sein.
Wer profitiert von Falschmeldungen?
Falschmeldungen bringen Traffic (höhere Besucherzahlen) auf den einzelnen Profilen und Seiten. Davon profitieren zum einen politische Gruppierungen, die ja mehr Anhänger suchen. Zum anderen profitieren davon aber auch Inhaber von Homepages, die Werbung geschaltet haben. Mehr Besucher bedeutet mehr Geld.
Und es profitieren natürlich auch Personen, die sonst im realen Leben vielleicht nicht die Zustimmung und Zuneigung bekommen, die sie brauchen.
Doch die gefährlichsten Profiteure sind diejenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands und Europas zerstören wollen. Sie sorgen für Verunsicherung und Misstrauen. Sie geben derzeit vor, die Demokratie zu sichern, obwohl sie genau diese abschaffen wollen. Sie stellen deshalb sämtliche Maßnahmen gegen Corona als quasi diktatorische Machtübernahme des Staates da. Oft sind es auch Europagegner, die plötzlich feststellen, dass die europäische Zusammenarbeit in Gefahr gerät. All diesen Menschen ist es gemeinsam, dass es nicht eine gerade politische Linie ist, die sie vertreten. Sehr oft äußern sie völlig gegensätzliche Positionen, die allerdings mehrere Monate auseinander liegen, so dass dieses von vielen nicht als Widerspruch erkannt wird. Es geht darum, Unsicherheit zu schaffen. Das nennt sich Zersetzung.
Wie kann ich Falschmeldungen entdecken?
Ein paar Tipps aus dem Leben eines Journalisten, wie man Quellen auf Seriosität überprüfen kann, habe ich in meinem Internetangebot QuellenCheck.de zusammengestellt. Jeder kann es selbst ausprobieren und am Ende feststellen, ob er dem Artikel, dem Bericht oder dem Video vertrauen kann. Einfach mal ausprobieren.
Hinweise auf Verschwörungstheorien und Falschmeldungen
Anhänger von Verschwörungstheorien – die diese nur Verbreiten, aber selbst kaum etwas erfinden – kann man übrigens auch sehr schnell aufgrund einiger Gewohnheiten entdecken: Sie posten von anderen vorgefertigte Grafiken, sie wiederholen vorgefertigte Meinungen und behaupten gleichzeitig immer wieder, dass man selbstständig denken müsse. Oft wird auch bemängelt, dass die „Mainstream-Medien“ (gemeint sind die professionellen Medien mit ausgebildeten Journalisten) bestimmte Themen nicht aufgenommen hätten – und das man nur dieser einen Quelle bei Youtube oder einschlägigen Internetauftritten die Information darüber verdanke. Das liegt häufig daran, dass die professionellen Medien sich mit den Themen bereits beschäftigt haben, die Quellen aber nicht als ausreichend ansahen.
In Diskussionen wird kritischen Menschen vorgeworfen, sich nicht auszukennen oder etwas nur unvollständig gelesen zu haben. Oft werden Aussagen der Kritiker auch falsch wiedergegeben oder Dinge als falsch nachgewiesen, die in der Kritik überhaupt keine Rolle spielten. Vielfach ist das mit einem Bedauern über angebliche Veränderungen bei der Person zum Negativen hin verbunden. Sehr häufig werden abschließend Sätze mit Ausrufezeichen genutzt, die Wörter wie „Aufwachen!“, „Werde wach!“ oder ähnliches enthalten.
Das sind meine persönlichen Erfahrung, die ich mit vielen Beispielen belegen kann. Jeder diese einzelnen Hinweise kann natürlich auch eine andere Ursache haben. Aber sollten mehrere Hinweise zutreffen, dann lohnt es sich, den entsprechenden Beitrag, Artikel oder Post genauer zu untersuchen und auch Fragen an den jeweiligen Autoren zu stellen, wenn es möglich ist.
Eigene Radiobeiträge zum Thema
Desinformation und Fakenews – Bekämpfung und Verifizierung leicht gemacht
Auf dem Chaos Communication Congress 2018 in Leipzig ging es auch um Fakenews. Wie kann ich diese verhindern? Wie kann ich Nachrichten überprüfen? Das war das Thema eine Veranstaltung. Für den ARD-Hörfunk habe ich zugehört.
(mehr …)#34C3: Die Geschichte einer Falschmeldung
Datenjournalist. Das ist die Berufsangabe von Michael Kreil. Sein Job ist es, aus öffentlich zugänglichen Daten Geschichten zu erzählen. Dass das ganz lebendig sein kann, zeigt er auf dem Chaos Communication Congress 2017 in Leipzig. Die Geschichte einer Falschmeldung – diese habe ich für den ARD-Hörfunk begleitet.
(mehr …)
Faktencheck: Social Bots sind technisch möglich, aber nicht im Einsatz
Seit Monaten sind die sogenannten SocialBots in aller Munde. Kleine Computerprogramme, die sich bei Twitter und Facebook zu Wort melden sollen, sich dabei als menschlicher Nutzer tarnen und die Meinung der anderen User in eine bestimmte Richtung beeinflussen. Doch es gibt auch Zweifel daran. Für MDR Aktuell wollte ich deshalb klären: Gibt es Social Bots? Oder sind Sie nur eine Erfindung?
(mehr …)Interessant Beiträge anderer Autoren
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- Types, sources, and claims of COVID-19 misinformation, Dr. J. Scott Brennen, Felix Simon, Dr Philip N. Howard, Professor Rasmus Kleis Nielsen, University of Oxford, 07.04.20
- Wer ein Interesse daran hat Fake News zu verbreiten, Sebastian Herrmann, Zeit, 30.03.20
- Die Wahrheit über Falschnachrichten, Lisa Hegemann, Zeit, 02.03.20
- Was Fake News und Drogen verbindet, Ana Palacio, Zeit, 13.03.19
- Fake-News-Verbreiter verdienen Geld mit Facebook Instant Articles, Alexander Fanta, Netzpolitik.org, 08.02.18
- Wie die Stasi Regimegegner mit Fake News zermürbte, Hans-Arthur Marsiske, Heise, 25.02.20
- Statistiken zum Thema Fake News, Bernhard Weidenbach, Statista, 29.03.20
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Diese Einschätzung wurde am 03.05.20 veröffentlicht und wird bei Bedarf aktualisiert.