Jeder kennt sie, die grünen Flixbusse. Das Startup hat es geschafft, ab 2013 Busse als Konkurrenz zur Bahn auf die Straße zu schicken. Mit Billigpreisen wurden dann auch alle anderen Busunternehmen vertrieben. Seit letztem Jahr ist das Unternehmen nun auch selbst Bahnanbieter. Der sogenannte Flixtrain fährt durch Deutschland – seit Sonntag auch erstmals durch Mitteldeutschland. Für das Nachrichtenradio MDR Aktuell habe ich das Angebot zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt ausprobiert.
Gestern Abend, kurz vor 18 Uhr im Erfurter Hauptbahnhof. Auf der großen Anzeigetafel fehlt die Gleisangabe, um zu erkennen, wo denn der Flixtrain nun abfahren soll. Vor Ort auf Gleis 1 kündigt die Deutsche Bahn als Eigentümer des Bahnhofes ihren Mitbewerber dann aber korrekt an:
Gleis 1. Einfahrt: FLX 10 nach Berlin Hauptbahnhof über Halle (Saale). Abfahrt: 18 Uhr 56.
Automatische Ansage am Hauptbahnhof in Erfurt
Erstmals fährt der private Flixtrain durch Mitteldeutschland. Und dann gibt es noch eine zweite Premiere, wie Geschäftsführer Fabian Stenger stolz in einem Wagenabteil erzählt:
Also, wir sind das erste Unternehmen neben der Deutschen Bahn, das auf der Schnellfahrstrecke unterwegs ist. Wir brauchten dafür auch extra eine eigene Lok, die eben über den neuen Standard ETCS verfügt.
Fabian Stenger, Geschäftsführer Flixtrain
Dieser neue Standard sorgt dafür, dass der Zug zwischen Erfurt und Halle ohne Signale am Streckenrand auskommt. Der Lokführer erhält alle Informationen auf einem Bildschirm, so dass er genau weiß, wie weit der vor ihm fahrende Zug entfernt ist und wie schnell er fahren darf. Ausgerechnet während des Interviews mit dem Geschäftsführer kommt dann vom Lokführer die Durchsage, die eigentlich jeder Bahnkunde kennt.
Die Weiterfahrt wird sich um wenige Minuten verzögern. Grund dafür ist eine Signalstörung.
Ansage im Flixtrain
Im Hauptbahnhof Erfurt gibt es nämlich noch die herkömmlichen Signale. Fabian Stenger beeilt sich, freundlich und diplomatisch den Schuldigen zu nennen:
Wir sind Kunde der Deutschen Bahn. Und dort haben wir mit denselben Herausforderungen zu kämpfen, wie andere Wettbewerber.
Fabian Stenger, Geschäftsführer Flixtrain
Mit 20 Minuten Verspätung geht es dann von Erfurt nach Halle weiter. Am Nachmittag war diese Fahrt noch für knapp 5 Euro im Internet zu bekommen. Kurz vor Abfahrt ist der Preis dann auf 29 Euro angestiegen, aber damit immer noch deutlich unter dem Preis der Deutschen Bahn AG, der für den nachfolgenden ICE zur selben Zeit bei 41 Euro liegt. Flixtrain-Geschäftsführer Fabian Stenger erklärt das Preissystem:
Je früher man bucht, desto günstiger sind die Preise. Wenn man kurzfristig bucht, dann steigen die Preise.
Fabian Stenger, Geschäftsführer Flixtrain
Die Fahrgäste gestern Abend waren weitgehend zufrieden mit der Fahrt. Die meisten waren schon öfter mit dem Flixtrain unterwegs, doch für einige war es sogar eine Premiere:
Sehr angenehm muss ich sagen. Die Heizungen sind an, es ist warm. Es ist gemütlich. – Ich fahre gerne mit der Flixtrain, weil das Preisleistungsverhältnis einfach stimmt. – Die Klos sind häufig defekt. Man muss denn schon eine Weile laufen, ja. – Angenehm, ist das. Einfach und schnell . Der schon ein bisschen anders als der ICE, auf jeden Fall nicht ganz modern. Aber es geht noch. Ach, ich fühle mich schon manchmal etwas zurückversetzt. Wie eine frühere Garnitur der Deutschen Bahn. – Das ist halt kein Vergleich zum ICE, aber das Preisleistungsverhältnis ist halt super. – Gut, also einwandfrei. Kann er ihn nicht, meckern ja, ziemlich ordentlich. – Dann ist mal kurz das Licht ausgefallen. – Premiere sehr gut gelungen.
Reaktionen von Fahrgästen
Ein wenig museal sind die Waggons des Zuges tatsächlich. Sie fuhren schon als Regionalbahnen oder Intercitys durch Deutschland. Doch wurde beispielsweise ein drahtloser Internetzugang nachgerüstet. Und es gibt eine Kinderecke mit einer Holzeisenbahn. Doch zaubern kann auch der Flixtrain nicht: In Halle kam er 15 Minuten zu spät an.