Naumburg: Deutschlands kleinste Straßenbahn wird ab 1. Dezember verlängert

Straßenbahn in Naumburg (Foto: Michael Voß)
Straßenbahn in Naumburg (Foto: Michael Voß)
Die kleinste Straßenbahn Deutschlands wird 400 Meter länger. Denn seit August ist das neue Gleis für die Naumburger Straßenbahn von der Haltestelle „Vogelwiese“ entlang des Wenzelsrings bis zur neuen Endstation „Salztor“ im Bau. Und am Freitag, 1. Dezember wird die neue Strecke offiziell in Betrieb genommen – ein von den Straßenbahnern und vielen Spendern seit langem erwarteter Termin.

Seit Mitte August wird am Naumburger Wenzelsring gebaut: Das neue Straßenbahngleis liegt schon seit Ende Oktober bereit. Es ist 440 Meter lang und führt von der heutigen Endhaltestelle „Vogelwiese“ bis zur neuen Haltestelle „Salztor“. Zurzeit steht der Bahnsteig der neuen Endhaltestelle im Bau, und die Fahrleitung wird fertiggestellt. Nach Probefahrten und der technischen Abnahme der neuen Strecke werden die ersten Schulungsfahrten für die Mitarbeiter stattfinden. Und dann ist es soweit: Am Freitag, 1. Dezember 2017 findet die Eröffnungsfeier statt: Um 16 Uhr wird der reguläre Fahrplanbetrieb aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt wird die Bahn alle 30 Minuten bis zur neuen Endhaltestelle „Salztor“ fahren. Von 16 bis 18 Uhr gibt es zudem kostenfreie „Schnupperfahrten“ mit dem historischen Triebwagen Nummer 17 von 1928 zwischen den Haltestellen Theaterplatz und Salztor. Und von 19 bis 23 Uhr ist die Disco-Bahn „Wilde Zicken Beats“ mit Techno-Sound zwischen Hauptbahnhof und Salztor unterwegs.

Die Naumburger Straßenbahn steht seit zehn Jahren und sieben Monaten wieder täglich in Betrieb. Schon lange vor der Wiedereröffnung im März 2007 war es ein Wunsch der Straßenbahner, die ehemalige Ringbahn-Haltestelle „Salztor“ so bald wie möglich wieder auf Schienen zu erreichen. Eigentümerin der Gleise und Bauherrin ist die Stadt Naumburg. Zwischen Stadt und Straßenbahn fanden deshalb immer wieder Gespräche statt. Im Jahr 2009 haben die Kollegen vom Nahverkehrsverein Naumburg-Jena e.V. begonnen, das rund 150 Meter lange Bestandsgleis aus Ringbahn-Zeiten am Wenzelsring in ehrenamtlicher Arbeit zu ertüchtigen. Im September 2013 hat die Naumburger Straßenbahn GmbH schon mal den ersten neuen Fahrleitungsmast aufstellen lassen. Gespendet hat ihn die Firma MuR Stahlbau GmbH aus Naumburg. Sie hat nun auch die neu gebauten Maste geliefert.

Über 100.000 Euro Spenden

Um das Bestandsgleis vollständig zu sanieren, haben die Straßenbahner dann symbolisch Maste und Schwellen für die neue Strecke „verkauft“: Bürger und Gäste konnten sich so am Wiederaufbau beteiligen. Dazu haben sie symbolisch einen Fahrleitungsmast, einen Mast-Ausleger oder eine Schwelle gekauft. Zur großen Überraschung der Beteiligten sind bis Ende 2014 über 100.000 Euro von Spendern und Sponsoren zusammengekommen! Damit sind symbolisch alle benötigten Fahrleitungsmaste und Schwellen finanziert worden. Das bestehende Restgleis am Wenzelsring aus Ringbahn-Zeiten konnte somit auf rund 150 Metern ertüchtigt worden. Die bestehenden, maroden Holzschwellen sind durch neue Betonschwellen ersetzt worden. Die Schienen aus den 1980er Jahren konnten weiterverwendet werden.

Die Straßenbahnstrecke verlängert sich am 1. Dezember um rund 440 Meter auf insgesamt 2,8 Kilometer. Die Anzahl Haltestellen erhöht sich von acht auf neun. Die Finanzierung der Bauarbeiten stellt die Stadt Naumburg als Eigentümerin der Gleisanlage und Bauherrin sicher, im Zusammenhang mit einer großzügigen Förderung des Landes Sachsen-Anhalt.

Die Haltestelle „Salztor“ bedeutet für den Wohnstandort Bürgergartenviertel und für die südliche Innenstadt eine schnelle Direktverbindung zum Hauptbahnhof. Die Straßenbahn verkehrt überwiegend auf einer eigenen Trasse ohne Hindernisse. Damit ist sie zuverlässig, pünktlich und mit 11 Minuten Reisezeit zum Hauptbahnhof relativ schnell. Außerdem sind neu die verschiedenen Ziele in der Nähe des Salztors erreichbar: Schulen, Arztpraxen, City-Kaufhaus (bald mit Stadtbibliothek), Familienbildungsstätte, katholische Kirche und nicht zuletzt das Theater Naumburg, das kleinste Stadttheater Deutschlands. Die Fahrgastzahl wird deshalb sicher weiter steigen: Die Naumburger Straßenbahn GmbH rechnet dank der neuen Haltestelle „Salztor“ mittelfristig mit einer Zunahme um rund 15 Prozent.

Fahrpreise steigen an

Am 1. Dezember werden auch die Preise für zwei Fahrscheinsorten steigen: Die Einzelfahrscheine von 1,70 Euro auf 2,00 Euro (gedacht vor allem für Touristen) und die Fünffahrtenkarte von 6,20 Euro auf 6,50 Euro (also 1,30 Euro pro einzelne Fahrt). Attraktiv für eine Hin- und Rückfahrt bleibt nach wie vor die Tageskarte zu 3,20 Euro. Weiterhin werden die Fahrscheine des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV) anerkannt.

Die Naumburger Straßenbahn hat zurzeit eine Betriebsgenehmigung des Burgenlandkreises als Aufgabenträger des öffentlichen Nahverkehrs bis 2019. Bis dahin ist auch die Finanzierung der ungedeckten Kosten durch das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Naumburg gesichert. Dank der Streckenverlängerung gibt es Zusagen von Land, Landkreis und Stadt, den Betrieb bis Ende des Jahres 2027 zu sichern.

Quelle: Presseerklärung der Naumburger Straßenbahn