Microsofts Deutschland-Chef sieht das Ende des Touchscreens

MDR INFO, 08.03.13
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Noch bis Sonntag läuft in Hannover die weltgrößte Computermesse, die CeBIT. Microsoft ist dort einer der größten Aussteller. Ich sprach mit dem Deutschland-Chef des Unternehmens und interessierte mich dafür, wohin sich die Computerwelt in den nächsten Jahren verändern wird.

Hoch über dem riesigen Erlebnisstand von Microsoft hat der Deutschland-Chef des US-Unternehmes sein Messe-Büro für eine Woche eingerichtet. Kaffee schenkt Christian Illek selbst für seine Besucher ein, dass müsse er doch zuhause auch. Der Manager führt die weltweit zweitgrößte Außenstelle des Unternehmens erst seit September. 2.600 Microsoft-Mitarbeiter arbeiten unter seiner Führung in der Nähe von München.

Illek sieht zwei konkrete Veränderungen auf den Computermarkt zukommen: das Ende der Trennung zwischen privaten und beruflichen Geräten und – das Ende oder Besser die Weiterentwicklung der Touchscreens.

Ich glaube nicht, dass „Touch“ die Endausbaustufe ist, wie man mit Endgeräten umgeht. Ich glaube, Gesten- oder Mimiksteuerung wird etwas sein, mit dem wir uns in den nächsten Jahren auseinandersetzen werden. Stellen Sie sich vor, Sie müssen nicht mehr auf ein Smartphone drauftippen, sondern es reicht nur, wenn man es anzeigt und der Sensor erkennt, welche App ich eigentlich benutzen will. Das heißt, es gibt keine Fingerabdrücke mehr auf dem Smartphone. Sie müssen nicht mehr 30 Mal am Tag das Smartphone sauber machen.


Im Spielemarkt ist Microsoft bereits mit dem Bewegungssensor Cinnect vertreten. Dieser registriert Bewegungen, um sie dann auf virtuelle Personen oder Ereignisse umzusetzen. Doch Chrstian Illek sieht hier ganz andere Möglichkeiten:

Wir haben beispielsweise – ich sag mal – Showcases, wie man das so schön auf Neudeutsch sagt, mit großen Modeherstellern, wo sie sich quasi vor einem Bildschirm aus dem Inventar, was verfügbar ist, anziehen können. Das machen Sie über eine Cinnect. Da können Sie sich eine Krawatte vor dem Bildschirm anziehen, können sich entsprechend eine Anzugsjacke dazu anziehen und können sich einfach virtuell anschauen, wie das aussieht, ohne dass man es anziehen muss.

Für den Deutschland-Chef von Microsoft ist eine weitere Beobachtung wichtig: Die Grenzen zwischen privater und beruflicher Nutzung von Computern und Handys würden immer mehr verschwinden.

Viele von uns haben heute ein Smartphone, dass sie im privaten Umfeld nutzen und gleichzeitig müssen sie mit neuer Technologie im Unternehmensumfeld umgehen. Was wir allerdings sehen, ist, dass das Unternehmensumfeld sich langsamer entwickelt, als das private Umfeld. Man kriegt also im Consumer-Umfeld Innovationen mit, die ich heute im Unternehmen noch nicht sehe.

Doch Illek rechnet damit, dass auch diese letzte Trennlinie schwinden wird. Microsoft habe deshalb bereits mit dem neuen Betriebssystem Windows 8 gehandelt: Die Programme könnten von einem System aus sowohl für berufliche als auch private Bereiche genutzt werden. Wo inhaltliche Trennung, beispielsweise bei den Mailsystemen, nötig sei, könnte dies jeweils eingerichtet werden. Allerdings gebe es noch Vorbehalte bei den Computer-Spezialisten vieler Arbeitgeber.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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