In der ersten Folge blicke ich auf den Beginn der Reparationen und werfe einen Blick auf die Leipziger Messe von 1946.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war allen klar: Deutschland muss für die Vernichtung in Europa büßen und zahlen. Der sowjetische Außenminister Molotow formuliert das für sein Land sehr deutlich:
Man darf auch nicht vergessen, was für einen gewaltigen Schaden die deutschen Landräuber und ihre Verbündeten uns zugefügt haben. Die deutsch-faschistischen Okkupanten haben 1.710 Städte und mehr als 70.000 Dörfer in unserem Land zerstört.
Großbritannien, die USA und die Sowjetunion einigten sich im Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 darauf, dass jede Besatzungsmacht sich aus ihrer Zone die jeweiligen Reparationszahlungen und –leistungen holen konnte. Frankreich nahm an der Konferenz nicht teil, stimmte aber zu.
Wieviel Werte aus Deutschland tatsächlich abflossen, kann heute niemand genau sagen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass es bis 1953 aus allen Teilen Deutschlands über 100 Milliarden D-Mark werden sollten. Davon trug der von den Sowjets besetzte Teil, die spätere DDR, 97 Prozent alle Kosten.
Der Berliner Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch zieht eine klare und sehr drastische Bilanz:
Die Ostdeutschen haben mehr Reparationen abgeleistet, als sie ursprünglich dem gesamten Deutschland auferlegt worden sind.
Der Vorsitzende der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Grotewohl, kennt diese Zahlen 1946 natürlich nicht, doch war ihm offenbar klar, wohin das alles führt. Auf der Leipziger Messe begründet er die harten Reparationszahlungen mit dem Kampf für den Frieden und gab Hitler die Schuld.
Werke, die unmittelbar der Rüstung dienen, fallen der Vernichtung anheim. Fabriken, deren Kapazität Deutschland nicht unbedingt braucht, werden demontiert. Wir dürfen aber nicht einen Augenblick vergessen, dass Demontage das Ergebnis von Deutschlands und Hitlers Angriffskrieg ist.
Doch so friedvoll war die Demontage nicht, meint der Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch:
Die sowjetische Rüstungsindustrie hat außerordentlich von den deutschen Demontagen partizipiert. Die Bevölkerung weniger. Das ist ja die Tragik, dass eigentlich die Leidtragenden dieses Krieges am wenigsten von diesen Wiedergutmachungsleistungen dann partizipieren konnten.
300 Wissenschaftler wurden beispielsweise aus der Sowjetischen Besatzungszone abgezogen, um sich um die Entwicklung der Atombombe in der Sowjetunion zu kümmern. Und die Wismut AG in der späteren DDR holte das dafür notwendige Uran aus der Erde. Fast die gesamte Stahl- und Eisenindustrie Ost-Deutschlands wurde demontiert und in die Sowjetunion überführt, um Waffen herzustellen.