Es ist kurz nach Kriegsende. Die Sowjets haben Berlin besetzt. Manfred von Ardenne ist in seinem Institut in Lichterfelde. Hier forscht er an zwei Dingen. Beides sind Vorarbeiten für die friedliche Nutzung der Atomenergie, aber auch für eine mögliche Atombombe:
Atomumwandlungsanlagen nach dem Van-de-Graff-Prinzip. Die waren fertig und arbeiteten auch in meinem Institut. Und dann bauten wir unter der Erde das erste große deutsche Zyklotron mit einem 60 Tonnen Magnet. Das war gerade fertig, als der Krieg zuende war.
Der Berliner Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch schätzt Manfred von Ardenne als sehr erfahrenen Wissenschaftsmanager ein, dem die Politik eigentlich völlig egal war, Hauptsache die Forschung konnte weitergehen:
Manfred von Ardenne hat versucht, sein Institut zu retten und möglichst intakt über den Krieg zu bringen. Das ist ihm gelungen. Er hat abgewartet: Besetzen die Amerikaner oder besetzen die Sowjets zuerst Berlin? Und er hat sich zwei Tage nach der deutschen Kapitulation mit seinem Institut und all seinen wichtigen Mitarbeitern der sowjetischen Besatzungsmacht zur Verfügung gestellt.
Die geheimen Keller seines Instituts mit dem Zyklotron öffnet von Ardenne allerdings nicht sofort. Er wartet, bis sowjetische Wissenschaftler vor Ort sind. Dann zeigt Ardenne auch die letzten Geheimnisse seines Instituts, wie er 1992 erzählt.
Und das führte dann zu der Einladung, in die Sowjetunion ein Institut zu organisieren und selbst zu leiten. Einladung in Anführungsstrichen. Also, es waren 300 Soldaten, die damals unser Institut umgaben.
Zusammen mit seinen Institutsmitarbeitern wird er nach Suchumi am Schwarzen Meer gebracht. Ähnlich ergeht es zur selben Zeit insgesamt 300 Wissenschaftlern, die aus der Besatzungszone in die Sowjetunion gebracht werden, um dort hauptsächlich für die Rüstung zu arbeiten. Rainer Karlsch aus heutiger Sicht zu deren Arbeiten:
Letztendlich wären sowjetische Wissenschaftler auch allein in der Lage gewesen, Atombomben zu bauen. Die deutschen Wissenschaftler haben ein Stück weit optimierend auf das sowjetische Atomprojekt einwirken können, aber sie haben Stalin nicht die Bombe gebaut.
Manfred von Ardenne hilft insbesondere beim Bau der Wasserstoffbombe weiter. Die Wissenschaftler sind offiziell keine Gefangenen. Doch die volle Freiheit können sie nicht genießen, wie Manfred von Ardenne erzählt.
Wir waren eingezäunt. Eindeutig. Es war ein Loch im Zaun in Richtung Meer, zum Strand, damit wir da ran kommen. Aber da waren natürlich auch immer Soldaten, die bewachten
Zehn Jahre später kehrt Manfred von Ardenne zurück nach Deutschland. Dort gründet er in Dresden ein neues Institut, im dem er bis zum seinem Tod 1997 forscht.