ZVNL: Fernverkehr Chemnitz – Leipzig nur mit Modernisierungen möglich – Doch nötige Gelder dafür gibt es nicht

InterCity nach Dresden steht im unterirdischen S-Bahnbereich des Leipziger Hauptbahnhofes auf Gleis 1.
InterCity nach Dresden steht im unterirdischen S-Bahnbereich des Leipziger Hauptbahnhofes auf Gleis 1.
Die geplante Streckenführung des Fernverkehrs zwischen Chemnitz und Leipzig gerät immer mehr in die Kritik. Um den Anschluss der drittgrößten Stadt Sachsens an den Fernverkehr kostengünstig hinzubekommen, sollen bereits bestehende S-Bahn Strecken durch Intercitys mitgenutzt werden. So sieht es der aktuelle Bundesverkehrswegeplan vor. Fachleute sehen da große Probleme. Lösungen sind gefragt. Für MDR Aktuell habe ich mir eine erklären lassen.

Vor fünf Jahren startete die S-Bahn Mitteldeutschland. Herzstück ist der Leipziger City-Tunnel. Sieben Linien fahren hier durch – in beide Richtungen jeweils im fünf Minuten Takt. Theoretisch könnte man alle dreieinhalb Minuten fahren, doch das ist die Reserve, um Verspätungen auszugleichen.

Information zu S1 nach Leipzig-Messe über Leipzig-Nord, Abfahrt 7:15 Uhr, heute circa 5 Minuten später. Ansage im Leipziger Hauptbahnhof

Eine Ansage, wie sie täglich bei der Mitteldeutschen S-Bahn zu hören ist. Diese Verspätung von nur fünf Minuten bedeutet, dass auch die beiden folgenden S-Bahnen im City-Tunnel nicht mehr pünktlich sind – trotz der Reservezeit. Sollten nun, wie der Bundesverkehrswegeplan es vorsieht, auch noch Intercitys durch den Tunnel fahren, dann ist die Pünktlichkeit beim derzeitigen technischen Stand nicht mehr zu halten. Weder für den Intercity noch für die S-Bahn. Carsten Schulze-Griesbach vom Fahrgastverband Pro Bahn bringt es auf den Punkt:

Denn das, was da derzeit geplant ist, wird höllisches Betriebschaos in Leipzig verursachen. Also nichts, worauf man sich freuen sollte.Carsten Schulze-Griesbach, Fahrgastverband Pro Bahn

Deshalb werden jetzt Lösungen gesucht. Einer hat da schon Ideen und das ist Oliver Mietsch, der Geschäftsführer des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig – kurz ZVLN.

Die erste Voraussetzung dafür, dass zusätzliche Züge durch den Tunnel fahren, wäre eine entsprechende Ausrüstung der Infrastruktur, speziell auch an den Fahrzeugen. Oliver Mietsch, Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVLN)

Dabei geht es um ein Computersystem, welches die Züge unabhängig von Signalen leiten kann. Die bisherigen Signale am rechten Rand teilen die Strecke in feste Blöcke auf. Egal wie lang dieser Block ist, sobald ein Zug einfährt, wird der gesamte Block für alle anderen Züge gesperrt, auch wenn noch Platz wäre. Das neue Computersystem teilt dagegen die Strecke flexibel auf. Die Züge wissen genau, wie weit der vorausfahrende Zug entfernt ist, werden rechtzeitig langsamer und können sogar theoretisch bis auf bis wenige Meter heranfahren. Der Zugführer bekommt diese Informationen dann nicht über ein Signal am Streckenrand, sondern direkt von einem Computer im Zug. Das selbe System wird bereits auf der Schnellfahrstrecke Leipzig – Halle – Erfurt in den ICEs genutzt. Signale am Streckenrand sind dort nicht vorhanden. Oliver Mietsch:

Der Unterschied ist, dass die Intelligenz künftig im Zug sitzt. D.h. wir müssten die Züge entsprechend umrüsten, damit die dann in viel kürzeren Abständen hintereinander herfahren können. Das kostet Geld. Davon habe ich im Bundesverkehrswegeplan noch nichts gelesen. Oliver Mietsch, Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVLN)

Und genau daran könnte die Idee scheitern. Denn der Bundesverkehrswegeplan ist nur für die Finanzierung von Fernverkehrsstrecken zuständig. Die S-Bahn wiederum wird durch die betroffenen Bundesländer bestellt und mitfinanziert. Werden also künftig S-Bahnen gestrichen?

S-Bahn nach Leipzig fällt aus
S-Bahn nach Leipzig fällt aus
Die Gefahr ist nicht auszuschließen. Da müssten wir also alle zwei Stunden eine S-Bahn auf einen Teilabschnitt rausnehmen.Oliver Mietsch, Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVLN)
Doch das würde nichts daran ändern, dass die künftigen elektrischen Fernverkehrszüge von Chemnitz nach Leipzig eine Viertelstunde länger unterwegs wären, als die zur Zeit verkehrenden Nahverkehrszüge mit Dieselloks. Das liege daran, das die S-Bahnstrecke zwar elektrifiziert ist, aber zum Großteil nur eingleisig ausgebaut und vor allem nur für eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 80 und 100 Kilometer pro Stunde vorgesehen ist. Viel zu langsam also für einen Intercity zwischen all den S-Bahnen.

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