Wie lassen sich Internetangebote sperren?

MDR INFO, 21.03.13
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Die Türkei hat im gesamten Land den Zugang zum Kurzmitteilungsdienst Twitter gesperrt. Wer die Seite aufruft, liest in einer Information der  türkischen Telekommunikationsbehörde, die Seite sei aufgrund einer richterlichen Verfügung blockiert. Wie kann ein Staat eine ganze Internetseite blockieren?

Das Internet ist – wie der englische Name schon sagt – ein internationales Netz. Man kann es sich ein wenig wie ein Fischernetz vorstellen. Es gibt Knoten und dazwischen Verbindungen.

Genauso sieht es mit den Leitungen aus, die das Internet weltweit miteinander verbinden. Auch hier gibt es Knoten, die von mehreren Seiten via Leitung erreicht werden. Wenn eine Leitung ausfällt, dann kommen die Datenströme auch über andere Leitungen herein und nehmen dabei eventuell einen Umweg. In der Hierarchie darunter kommen dann nationale Knoten – die Übergabepunkte in die einzelnen Länder –  und zum Schluss die Anbieter  – auch Provider genannt.

Je näher man an dem tatsächlichen Nutzer kommt, umso kleiner wird die Anzahl der abgehenden Leitungen an den Knoten. Zum Schluss, nämlich im Wohnzimmer oder Büro, ist es dann nur noch eine Leitung, die am PC ankommt.

Wie eine Kindersicherung

Der einheimische PC hat eventuell eine Kindersicherung. Diese filtert nach einer relativ einfachen Methode die Internetangebote nach Porno- und Gewaltseiten. Ist die Sicherung eingestellt, dann kann der User diese Inhalte nicht sehen. Auch einzelne Seiten lassen sich sperren, denn jede Seite hat einen konkreten Namen bzw. eine Ziffernkombination, über die sie zu erreichen ist.

Solche Sperren lassen sich natürlich auch auf den Internet-Knoten einrichten. Sie bringen allerding nur etwas, wenn nicht von einer anderen Seite eine Leitung zugeführt wird, die ungefiltert ist.

Bestimmte Länder haben zentrale Kontrolle

Bestimmte Länder, wie zum Beispiel China, lassen desahlb alle Internetverbindungen von außen an einer staatlichen Stelle zentral einlaufen. Erst hinter dieser Kontrollstelle werden die Informationen an die einheimischen Provider und dann an die Kunden weitergegeben. In diesem Fall ist es relativ einfach an diesen staatlichen Stellen Sperren – ähnlich, wie die Kindersicherung zuhause – einzusetzen und dann nur noch ein gefiltertes Angebot weiterzuleiten.

In Deutschland würde das nicht einfach auf Knopfdruck funktionieren, meint René Wienholtz. Er ist Technik-Vorstand bei Strato, dem zweitgrößten europäischen Webhoster mit Sitz in Berlin.

René Wienholtz

Es gibt aber auch Länder, in denen das dezentral geregelt ist, wo die Internetübergabepunkte in die nationalen Netze dezentral in privater Hand sind. Dort gibt es aber wiederum Gesetze, die den Provider dazu verpflichten, insofern der Staat die Anordnung gibt, bestimmte Seiten oder bestimmt Domains zu filtern, dass das dann entsprechend umgesetzt wird. Und damit bekommen sie dann auch eine flächendeckende Sperrung hing.

Im Internet gibt es mittlerweile Anleitungen auf Türkisch, wie diese Sperren umgangen werden können. Wege gibt es immer. Beispielsweise können Anbieter ihr Angebot spiegeln und unter anderem Namen in das Netz setzen. Oder man ruft als Nutzer eine präparierte Seite auf, die dann, ohne dass das im eigenen Land bemerkt wird, intern auf die gesperrten Inhalte umleitet.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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