Wahl in Hamburg: Wie aus Applaus im Medienzentrum der Vorwurf des „Meinungsjournalismus“ entsteht

Hamburger Rathaus am Abend

Bei Twitter beobachtete ich einige Diskussionen darüber, dass das „Fernsehpersonal“ mit Applaus das schlechte Abschneiden der AfD bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg begrüßt hätte. Diese Diskussion führte dazu, das der ARD vorgeworfen wird, einseitigen „Meinungsjournalismus“ zu betreiben.

Ein Ausgangspunkt war das Tweet eines sogenannten „Johannes Klarname“. Wie in solchen Fällen meist üblich, distanzierte sich dieser Herr zunächst ein wenig von der AfD, um dann aus einer angeblich neutralen Position heraus den Umgang mit dieser Partei zu kritisieren. Was genau ist passiert und wie könnte es abgelaufen sein?

Konkret geht es dabei um diese Szene, die andere Nutzer bei YouTube eingestellt haben.

Wie konnte es nun zu diesem Applaus kommen und waren es ARD-Mitarbeiter?

Der zuständige Sender der ARD beantwortet diese Frage kurz und bündig:

Zu Landtags-, Bundestags- oder Europawahlen werden im Normalfall sogenannte Medienzentren eingerichtet. Wie bei einer Messe haben dort Personen mit Eintrittskarten Zugang. Die Eintrittskarten werden an Journalisten, an das technische Personal der Sender, an Mitarbeiter der Landtage oder Parlamente, an Mitarbeiter der Politiker, an Politiker und ähnliche interessierte vergeben. Diese Menschen haben dann ungehinderten Zugang in das Pressezentrum. Fernsehsender, Radiosender und andere Medien sind hier meist sehr eng nebeneinander untergebracht. Von hier aus wird auch live gesendet.

Diese Art der Zusammenarbeit aller Redaktionen unter einem Dach erleichtert die Berichterstattung. Denn die Politiker müssen jetzt nur noch von Stand zu Stand, also von Studio zu Studio, gehen, um danach die Wahlergebnisse kommentieren zu können. Nur so ist es möglich, dass alle Radio- und Fernsehsender gleichberechtigt behandelt werden. Damit die entsprechenden Politiker jeweils zu den Nachrichtensendungen der unterschiedlichen Fernsehanbieter am richtigen Platz ankommen, gibt es zahlreiche Mitarbeiter aus Fraktionen und der Sender, die nichts anderes zu tun haben, als die Politiker zur richtigen Zeit an den richtigen Platz zu lotsen.

Diese Medienzentren werden normalerweise durch die jeweiligen Parlamente eingerichtet. Oft wird dafür die Lobby des jeweiligen Landtages genutzt. Da das Hamburger Rathaus relativ eng ist, befand sich das Medienzentrum auf dem Messegelände.

Der Nachteil dieser Medienzentren ist, dass es hier keine geschlossenen Studios gibt. Theoretisch ist es jedem möglich, seine Meinung zu äußern im Umfeld der Sendeplätze zu äußern. Hausherr sind übrigens nicht die Sender, sondern die jeweiligen Parlamente. Es gibt keine Polizisten oder Mitarbeiter, die beauftragt sind, die Meinung anderer Personen unterdrücken, zumindest solange nicht, wie der eigentliche Sendebetrieb nicht behindert wird.

Dass also ARD-Mitarbeiter sich gezielt versammelt hätten, und bei dem Wahlergebnis an einer Stelle zu klatschen, lässt sich durch Videos und Beobachtungen nicht beweisen. Zutritt zum Pressezentrum haben genug andere Personen.

Da ich selbst in Hamburg nicht dabei war, kann ich nicht sagen, wer diese Personen waren, die dort klatschten. Mir geht es an dieser Stelle lediglich um eine Versachlichung der Debatte.

1 thought on “Wahl in Hamburg: Wie aus Applaus im Medienzentrum der Vorwurf des „Meinungsjournalismus“ entsteht

Comments are closed.