Versicherer wollen Fahrstil der Autobesitzer überwachen

MDR INFO, 17.04.13
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Sie fahren Auto und ihr Versicherungsunternehmen weiß genau, wie sie fahren. Zu schnell. Zu unaufmerksam. Hektisch. Oder eher ruhig. Aufmerksam. Oder vielleicht sogar zu ruhig? Sekundenschlaf. Und ihre Versicherung bekommt das alles gemeldet, um ihren Tarif gut auf Sie persönlich anzupassen kann. In Spanien läuft das schon, in Deutschland soll bis zum Jahresende möglich sein.

Es ist kleines Modul, welches in das Auto eingebaut wird. Dahinter steckt der spanische Telekommunikationskonzern Telefónica. Das Modul überwacht dabei alles: Geschwindigkeit,  Fahrtstrecken, aggressives Fahrverhalten und sogar Fahrten ins Ausland. Per GPS wird jeweils der genaue Standort festgestellt. Danach werden die Daten weiterverarbeitet, wie Telefónica-Pressesprecher Markus Oliver Göbel erläutert.

Die Daten werden erfasst, innerhalb unseres Mobilfunknetzes. Sie werden verschlüsselt übertragen an Rechenzentren, die uns gehören. Sie bleiben innerhalb unseres Bereiches. Und daraus wird ein Punktewert berechnet. Und dieser Punktewert, der wird an die Versicherung übertragen.


Die Versicherungen können dann anhand des Punktewertes den Tarif für das Auto anpassen. Vereinfacht gesagt: Gute Autofahrer zahlen weniger, schlechte Autofahrer mehr. Doch dafür ist für den Autofahrer ein freiwilliger Tarifwechsel notwendig, denn die Versicherung darf die Überwachung nicht von sich aus einbauen.

Für den Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar geht das trotz aller Freiwilligkeit zu weit:

Also, einmal glaube ich nicht, dass dem einzelnen wirklich bewusst ist, auf was er sich da einlässt, wenn er solch ein Modul akzeptiert, dass da eine Vielzahl von Daten über ihn gespeichert werden, und die Versicherungen die Möglichkeit haben, auf diese Daten zuzugreifen.

Größere Auswirkungen könne es haben, wenn es um juristische Auseinandersetzungen geht.

Was passiert, wenn jetzt auch zum Beispiel Polizeibehörden, oder auch private Dritte einen Auskunftsanspruch geltend machen gegenüber der Versicherung, wo dann praktisch detailliert nachvollzogen werden kann, wann man sich mit seinem Auto wo aufgehalten hat und wie man sich damit verhalten hat? 

Für Telefónica-Pressesprecher Markus Oliver Göbel ist das ganz simpel:

Das ist ja schon immer so im Mobilfunk geregelt, dass die Polizei Rechte hat Daten anzufragen. Wenn ein Richterbeschluss vorliegt, können sie Informationen bekommen.

Ohne Richterbeschluss erhalte aber niemand die Daten. Selbst der Autofahrer, seine Familie oder – bei einem Firmenwagen – gar der Chef bekommen maximal den Punktewert zu sehen.

Diesen Wert gibt es sogar als App für das Smartphone: So kann der Autofahrer aktuell sehen, ob sein Fahrstil zu gefährlich ist und er das nächste Mal lieber weniger aggressiv fährt. Sonst, ja sonst steigt der Versicherungstarif.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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