Wer über Land fährt, kennt es: Ein Traktor oder eine überbreite Landmaschine, die langsam vor einem herfahren und nur schwierig überholt werden können. Oder plötzliche Sichtbehinderungen, weil neben der Straße gerade ein Feld gepflügt und der staubige Boden aufgewühlt wird. Landwirtschaft ist wichtig, ist aber häufig eine Verkehrsbehinderung und führt sogar zu Unfällen. Wie kann man mit digitalen Hilfsmöglichkeiten rechtzeitig warnen? Damit beschäftigen sich in Nordsachsen derzeit Wissenschaftler. Für das Nachrichtenradio MDR Aktuell habe ich das bei einem Versuch beobachtet.
Auf dem Acker am Lehr- und Versuchsgut Köllitsch dreht ein Traktor seine Runden. Hier an der Grenze zu Brandenburg bildet Sachsen seine künftigen Landwirte überbetrieblich aus. Und es findet in der ländlichen Abgeschiedenheit auch Forschung statt. Thomas Herlitzius, Professor der Technischen Universität Dresden, kümmert sich beispielsweise darum, wie man den Straßenverkehr vor möglichen Gefahren der Landwirtschaft schützen kann. „Road Safety – Straßensicherheit“ nennt sich dieser Forschungsbereich:
In dem Projekt Road Safety versuchen wir die Kommunikation von Landmaschinen mit dem Straßenverkehr zu verstehen, zu analysieren und darauf folgend Projekt, dass wir Informationen generieren können von Seiten der Landmaschine, die dem Straßenverkehr sagt: „Ich bin jetzt hier als Landmaschine, erzeuge eine gefährliche Situation und du, PKW, höre zu und reagiere darauf.“
Thomas Herlitzius, TU Dresden
Die Analyse ist inzwischen weitgehend abgeschlossen. Das Ziel ist es jetzt, dem Autofahrer auf der Landstraße direkt über verschmutzte Straßen, aufgewirbelten Staub, sperrige Fahrzeuge oder andere Gefahrensituationen zu informieren, erklärt Thomas Herlitzius.
Die Hoffnung ist immer noch, dass wir praktisch mit keinem oder nur geringen Mehraufwand diese Kommunikation erzeugen können, auf Basis der bereits installierten Kommunikationstechnologien.
Thomas Herlitzius, TU Dresden
So könne man als Zielgerät das Display nutzen, welches viele Autos bereits für das Navigationsgerät und als Bedienung der Musikanlage haben. Auch auf den Landmaschinen, wie Mähdrescher oder Traktor, solle es dadurch nicht komplizierter werden, erklärt Thomas Otto vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme. Er ist ebenfalls am Projekt Road Safety beteiligt.
Der, der die Landmaschine fährt, der muss den Verkehr überwachen. Da soll der Algorithmus auf der Maschine schon merken, wenn das Mähwerk beispielsweise nach oben geht und dann sich das Fahrzeug der Straße nähert, dass das dann komplett automatisiert die Meldung ausgibt, sobald es dichter an der Straße ist.
Thomas Otto, Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme
Weitere Algorithmen – kleine Programmteile – bestimmen via Satellit den genauen Standort. Das ist wichtig, damit von der Landmaschine aus auch nur Autofahrer in der Nähe gewarnt werden, erklärt Thomas Otto.
Genau. Das sendet die Nachrichten über die Funkkommunikation – entweder über das 5G-Netz oder über eine spezielle WLAN-Kommunikation für normale Verkehrsteilnehmer und schafft es so, sich mit den anderen Fahrzeugen zu verständigen.
Thomas Otto, Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme
Auf dem Lehr- und Versuchsgut Köllitsch steht ein großer Sendemast für den Funkstandard 5G. Hierüber wird das Signal vom Traktor an das Auto übertragen, in dem jetzt auf der Karte des Navigationsgerätes ein Warnsymbol erscheint – und zwar genau an der Stelle, wo die Landmaschine auf die Straße biegen wird. Im Versuchsbetrieb läuft bereits alles. Doch bis zur Serienreife wird noch viel Zeit vergehen. Das Projekt ist bis 2024 geplant.
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