„Smart City“ könnte bei Anschlägen oder Katastrophen Leben retten

Stefan Truthän und die digitale Karte Berlins
Stefan Truthän und die digitale Karte Berlins
Der Name „Smart City“ beschreibt, wie das Leben in der Stadt für die Einwohner durch Digitalisierung und Automatisierung bequemer wird. Und diese Funktionen können auch in Katastrophenfällen weiterhelfen, wenn es darum geht, Orte zu evakuieren oder Rettungskräfte schnell zum Einsatz zu lotsen. Was alles bereits möglich, aber noch immer nicht im Einsatz ist, zeige ich bei MDR INFO an drei Beispielen.

Er ist in seinem Element: Stefan Truthän ist im Hauptberuf Ingenieur für Brandschutz und im Nebenberuf freiwilliger Feuerwehrmann. Wenn es um Brandvermeidung und Katastrophen geht, ist der Berliner der Experte.

Als Brandschützer haben wir natürlich die Aufgabe, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Das tun wir dadurch, dass wir unseren Bauherren dabei helfen, die Gebäude sicher zu planen und zu bauen.

Doch Gebäude und Städte wandeln sich ohne Pause. Baustellen, Umleitungen, Sperrungen oder Verengungen lassen herkömmliche Karten oder auch digtale Grafiken, wie sie derzeit auf den Feuerwehrfahrzeugen vorhanden sind, schnell veraltet sein. Stefan Truthän weiß das genau. Deshalb hat er am Beispiel Berlins eine digitale Karte erstellt, in der alle Informationen in Echtzeit zusammenfließen. Straßen- und Bauämter sowie zuständige Behörden müssen die Informationen eingeben. Diese werden dann sofort in der sogenannten Cloud abgespeichert
– in diesem Fall auf Servern von Telekom und Microsoft. Über Smartphones, Tablets oder Datenbrillen lassen sie sich überall anschauen – natürlich nur von berechtigten Pesonen. So kann beispielsweise ein Feuerwehrmann schnell feststellen, wo der nächste funktionierende Hydrant für Löschwasser ist.

Das kann er tun, in dem er einfach das Smartphone hochkippt und sieht dann: In 70 Metern ist mein Hydrant. Was macht die Cloud? Die Cloud sagt einfach: Ja, in 70 Metern ist ein Hydrant. Aber: Der wurde gecheckt. Damals hat er nicht funktioniert. Nimm den, der 75 Meter entfernt ist.

Der Feuerwehrmann ist so Minuten früher am Löschwasser – ein Zeitgewinn, der Leben retten kann.

Ganz andere Möglichkeiten für Katastrophenfälle bietet Vodafone. Polizisten können kleine Kameras direkt am Körper tragen, die dann Live-Bilder vom Geschehen via Handynetz und LTE-Technik direkt in die Einsatzzentrale senden. So entsteht für die Einsatzführung ein Gesamteindruck und es ist einfacher, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Aus Magdeburg kommt eine ganz andere Technik: Rot-weiße Absperrkegel, die jeder in ihrer Hütchen-Form genau kennt. Doch diese sogenannten Leitkegel haben quasi ein Handy eingebaut. Sie können mit der Einsatzzentrale kommunizieren. Und der teilen sie ihren Standort mit, sobald sie zum Absperren auf die Straße gestellt werden, erzählt René Schönrock vom Institut für Automation und Kommunikation:

René Schönrock und sein Absperrkegel
René Schönrock und sein Absperrkegel

Hier kommen wir auf eine Genauigkeit von unter einem Meter. Und das erlaubt es uns auch, diesen Leitkegel spurfein im Straßenraum zu verorten, um dann sagen zu können, welche Fahrspur ist denn gerade von der Störung betroffen.

Polizei und Feuerwehr brauchen also ihrer Zentrale gar nicht mehr mitteilen, welche Straße sie gesperrt haben. Das geschieht automatisch, sobald die Absperrkegel auf der Straße stehen. Informationen, die übrigens auch an den Verkehrsfunk weitergegeben werden können.