Kommentar: Warum heißt DatenSCHUTZ fast immer DatenLÖSCHUNG?

Nach jedem Terroranschlag oder jeder schweren Straftat wird immer wieder gefordert, den Datenschutz zu lockern, damit die Ermittlungsbehörden alles nutzen können. Was ist gefährlicher? Löschen oder lockern? Bei MDR INFO fordere ich in einem Kommentar einen dritten Weg.

Datenschutz bedeutet in Deutschland oftmals Löschen, also das Zerstören von Daten.

Warum eigentlich?

Umweltschutz bedeutet doch auch nicht das Zerstören der Umwelt, sondern deren Schutz und das Bewahren der Umwelt.

Beispiel Vorratsdatenspeicherung: Bei der Diskussion ging es immer darum, wie schnell sowieso angefallene Daten wieder gelöscht werden müssen. Im letzten Jahr dann die Einigung: Nach vier bzw. zehn Wochen ist zu löschen. Ermittler klagen: Für Sie wären die Daten auch nach Ende der Frist noch wichtig, um möglicherweise Verbrechen aufklären oder denen vorbeugen zu können.

Dabei sind diese Löschungen nur Beruhigungsmaßnahmen. Daten lassen sich kopieren. Jede Kopie gleicht dem Original zu 100 Prozent und lässt sich genauso nutzen. Am Originaldatensatz gibt es dabei keine Veränderungen. Die Kopie bleibt meist unentdeckt. Probieren Sie es selbst, wenn sie sich Fotos, Texte oder andere Daten von ihrem Computer auf einen USB-Stick ziehen. Sie sind genauso nutzbar, wie die Originaldaten. Und die Originaldaten sind noch immer so, wie sie vor der Kopieraktion waren. Wer Daten wirklich illegal verwenden möchte, zieht sich deshalb gleich nach ihrem Entstehen eine Kopie. Und wenn das nicht klappt, ist notfalls noch Zeit bis zum Ende der Löschfrist. Danach werden zwar die Originale gelöscht, die illegalen Kopien bleiben aber erhalten.

Wenn Sie jetzt einwenden „Aber da kommt ja niemand ran, um die Daten zu kopieren“, dann kann ich nur sagen: Wenn keiner an die Daten kommt, dann bräuchte man sie ja auch nicht zu löschen.

Und genau das ist das Problem. Hier muss wirklicher Datenschutz ansetzen. Daten müssen so geschützt werden, dass sie auch wirklich nur von denen ausgelesen werden können, die es dürfen. So, wie wir das Gold in Fort Knox oder in europäischen Lagern sichern, so müssen auch Daten gesichert werden. Hier muss die Forschung ansetzen. Jeder Datensatz sollte von Anfang an eine Information enthalten, wer ihn nutzen darf – und wenn Richter dann auch noch Daten mit einem Urteil für die Ermittler freigeben könnten, dann wäre es der perfekte und zeitgemäße Datenschutz.

Die digitale Welt verändert sich schnell. Es werden immer mehr Daten anfallen. Umso wichtiger ist es, dass die Forschung ausreichend finanziert wird, um ein Verfahren für diesen wirklichen Schutz der Daten zu entwickeln. Man sagt, in der Computerbranche ist alles möglich, wenn man dafür Geld bekommt. Worauf warten wir noch?