Preisverleihung „Goldener Kompass“ / Laudatio auf Kilian Trotier für seinen Zeitungsartikel „Jesus: Der Herausforderer“

Am Freitag, 29. November 2017, würdigte ich bei der Verleihung des christlichen Medienpreises „Goldener Kompass“ in Berlin den Zeit-Autoren Kilian Trotier. Er wurde mit dem „Goldenen Kompass“ für seinen Artikel „Jesus: Der Herausforderer“, Die Zeit, 5. Januar 2017 ausgezeichnet.

„Dieser Jesus ist ein echter Klotz am Bein!“

Ja, liebe Gäste, Sie haben richtig gehört. „Dieser Jesus ist ein echter Klotz am Bein!“ Das steht so wörtlich in dem Artikel, um den es jetzt geht. Nachzulesen in der Zeit vom 5. Januar 2017. Bevor Sie jetzt allerdings alle empört zum Ausgang stürzen: Es steht noch mehr in diesem Artikel. Wie so oft im Leben, lohnt es sich zuzuhören, was der andere zu sagen hat. Oder auch weiterzulesen. Bis zum Ende. Ich nehme das Ende hier einmal vorweg, so dass Sie mir hier nicht davonlaufen. Kilian Trotier beendet seinen Artikel nämlich mit den beiden folgenden Sätzen:

„Deshalb glaube ich, dass ich ein wahrhaft menschliches Leben nur leben kann, wenn ich Jesus folge. Er schenkt mir Ruhe, indem er mich niemals in Ruhe lässt.“

So ist es. Amen. Das ist echt ein guter Schlusssatz und ich könnte hier aufhören. Doch nicht alle kennen den Preisträger. Deshalb möchte ich ein wenig über Kilian Trotier und seine Geschichte erzählen.

Sein Arbeitgeber, Die Zeit, beschreibt ihn auf ihrer Internetseite wie folgt:

Ist Redakteur bei ZEIT Hamburg und macht alles, was mit Sport und Kultur zu tun hat. Vorher war er Redakteur im ZEIT-Feuilleton und machte alles, was mit Internet zu tun hat. Interessiert sich für Sport, Kultur und Internet.

Weitere Infos zur Person: 33 Jahre, seit September einer der beiden Leiter der Hamburger-Regionalausgabe der Zeit, für die er seit 2012 schreibt. Zuvor hatte er in Hamburg schon Journalistik und Geschichte studiert.

Viel über Kilian Trotier erfährt man aus seinem Artikel „Jesus: Der Herausforderer“ – für den er heute ausgezeichnet wird. Der Autor erzählt von seiner ganz persönlichen Beziehung zu Jesus und von den Schwierigkeiten, die er damit hatte.
Katholisches Umfeld, als Kind acht Jahre lang Messdiener im Sauerland. So lernte er Jesus zunächst aus der Perspektive von ganz unten kennen – hängend am Kreuz:

„…seinen geschundenen Körper, sein zerfurchtes Gesicht, seinen leeren Blick. (…) Die Rippen sprangen ihm aus dem abgemagerten Leib: Jesus, der Retter der Welt, gemartert am Kreuz.“

Für den jungen Kilian Trotier entstand so der erste Gegensatz, den er verstehen musste. Da oben am Kreuz der kaputte und fast tote Jesus und da unten in der Bibel der Retter der Welt. Ein Gegensatz, der für Christen kein Gegensatz mehr ist, der aber für jeden, der unsere Religion kennenlernt, total verrückt erscheint. Kilian Trotier schreibt – beschreibt – in seinen Artikel sehr plastisch seine Erfahrungen. Gerade Nichtchristen können ihm gut folgen, weil er ganz logische Fragen stellt und ebenso logisch auch zu Erkenntnissen kommt. Sein Artikel ist Predigt, ohne wie eine Predigt zu wirken. Kilian Trotier erzählt so, als würde er neben einem sitzen. Über Jesus dachte er beispielsweise als Kind:

„Dieser Mann beschützt mich, ihm kann ich mich anvertrauen, bei ihm kann mir nichts passieren. Ich lernte aber auch: Dieser Mann will etwas von mir, er verlangt, dass ich für andere da bin, meinen Nächsten liebe und sogar meinen Feind.“

Als Kind, in einer geschützten Umgebung, war das gar nicht so schwer. Doch als Erwachsener kamen immer mehr Fragen auf.

„Warum lässt Gott Menschen elend sterben? Warum tut er nichts gegen all die Schrecken auf der Welt?“

Das war der Moment, wo Zweifel auftauchten. Wo der Gedanke mit dem Klotz am Bein da war.

„Dieser Jesus ist ein echter Klotz am Bein!“

Für mich war es die Textstelle, wo ich als Jury-Mitglied wusste: Das ist wirklich ein Kompass, der sich dreht und wendet, aber eigentlich doch immer in eine Richtung zeigt. Und heute wird daraus sogar wirklich der Goldene Kompass. Zu Recht.
Diese Zweifel unsres Preisträgers wichen dann aber einer Überforderung. Ehrlich und offen erzählt Kilian Trotier, wie er damit umgegangen ist. Und wie sich seine Beziehung zu Jesus immer weiter wandelte.

„Wachsen kann ich nur an dem, was unerreichbar erscheint. Am Extremen. Am Existenziellen. Die Überforderung macht mich wach, zeigt mir, was wichtig ist. Sie macht mich lebendig.“

Es freut mich, dass Sie sitzen geblieben sind. Dass Sie nicht vor lauter Empörung die Kirche verlassen haben. Es freut mich ganz besonders, dass wir jetzt zusammen den Goldenen Kompass an Kilian Trotier überreichen können, für seinen Artikel „Jesus: Der Herausforderer“. Kilian Trotier, Jesus schenkt ihnen Ruhe, in dem er Sie nie in Ruhe lässt. Heute auch nicht. Schön, dass Sie da sind.

Der Christliche Medienverbund KEP verleiht ihnen für Ihren Artikel „Der Herausforderer“ den Goldenen Kompass.

Es gilt das gesprochene Wort.

Der „Goldene Kompass“ wird vom Christlichen Medienverbund KEP e.V. vergeben, in dessen Vorstand ich mitarbeite.

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