Wenn ich so durch die Sozialen Medien klicke, fällt mir auf, dass wir Christen uns gerade sehr mit Verkehrspolitik beschäftigen. Als konservativer Christ muss ich zur Zeit für den Diesel sein. Und als linker Christ setze ich mich für Tempo 120 als Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen ein.
Mein Problem: Ich bin gegen Tempo 120 und ebenfalls gegen die Diesel-ist-gut-Kampagne.
Der Bordcomputer meint 140…
Wenn ich in meinem Auto sitze, dann zeigt mir mein relativ einfacher Bordcomputer die beste Leistung zwischen Geschwindigkeit und Verbrauch bei 140 km/h auf ebener Strecke an. Und wenn ich schnell von einem Ort zum anderen fahren möchte, dann steht die Tachonadel aus schon mal bei 180. Ich gebe es zu.
Und der Diesel? Die Geschichte von der Umweltverträglichkeit nervt mich allmählich. Immer wieder wird der gleiche im Ruhestand befindliche Lungenarzt – Dieter Köhler heißt er, glaube ich – sozusagen als Kronzeuge zitiert. Diesel ist gesund. Elektroautos sind schädlich, da der Abbau von Lithium Mensch und Natur schädigt. Den Leuten kann ich nur sagen: Stellt euch bitte freiwillig mal mehrere Stunden neben einen Diesel und erzählt mir dann nochmals, dass das gesund sei. Ansonsten verweise ich auf die ganzen anderen Professoren in Deutschland, die noch nicht im Ruhestand sind, und etwas anderes sagen als Professor Köhler.
Davon abgesehen fahre ich sowieso die meisten Fernstrecken per Bahn. Denn ich bin bekennender Eisenbahnfan – und ich mag sogar umweltschädliche Dampfloks.
Erkennen wir anhand von „120“ oder „Diesel“ wirklich guten Christen?
Aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben: Liebe Christen, warum sollte mich Diesel oder Tempo 120 als Christ beschäftigen? Natürlich kann man darüber reden. Aber ist es wirklich das Entscheidungskriterium, ob jemand ein guter Christ ist?
Was würde Jesus tun?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er sich explizit Zeit für eine Sünderin – und wie ein Sünder komme ich mir ab und zu in der Diskussion über Diesel oder Tempo 120 vor – genommen hat, um die in der Zeit jeder andere einen großen Bogen gemacht hätte. Nicht so Jesus. Es war sogar das erste Mal, dass er auf das Thema „Sündenvergebung“ kam. Öffentlich sagte er:
Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.
Jesus Christus öffentlich über eine Sünderin (Bibel, Lukas 7,47)
Jesus hat also keine Scheu gehabt, mit einer Frau zu sprechen, die damals soetwas wie eine Aussätzige war. Und diese Frau – sie wird als „Sünderin“ tituliert – war auch der Anlass für Jesus, das erste Mal über Vergebung zu reden.
Was maßen wir uns als Christen also an, Menschen deshalb in eine Ecke zu stellen, weil sie andere Gedanken haben – die so oder genau andersherum nicht einmal in der Bibel formuliert werden?
Dabei geht es längst nicht mehr um Tempo 120 oder um den Diesel. Nein, es sind Themen, wie Trump oder AfD, CDU oder Grüne, Flüchtlingshilfe oder Flüchtlingsabschiebung, Merz oder Merkel. Alles Themen, die inzwischen heftig umstritten in christlichen Kreisen sind.
Natürlich darf man darüber reden. Aber unsere Stärke ist doch Jesus Christus, der uns eint. Seine Botschaft von Liebe, Vergebung und Frieden, dass ist es doch, was wir als Christen suchen müssen . Zusammen und nicht getrennt sind wir stark.
Christen haben Unterschiede – sagt die Bibel
In der Bibel steht übrigens deutlich, dass wir Christen sehr unterschiedlich sein können: Im 1. Korinther-Brief gibt es zu dieser Thematik ein ausführliches Kapitel, dass es sich lohnt zu lesen. Einen Satz zitiere ich hier:
Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.
Bibel, 1. Korinther, 12
Im danach folgenden Text erfahren wir sehr schön, wie jedes Teil des Körpers eine eigene Aufgabe hat und ganz anders ist, als die anderen, aber alle zusammen zu einem Körper gehören. Und so ist es auch bei uns Christen. Lassen wir uns also nicht spalten, durch Ansichten und Meinungen, die zwar wichtig sind, aber mit unserem Glauben und mit dem, für das wir leben, nicht direkt in Beziehung stehen.
Liebe Christen, liebe Geschwister, passt auf und denkt daran, dass es der Teufel, der Diabolos ist, dessen Name aus dem Griechischen mit „Durcheinanderbringer“ übersetzt wird. Er hat nichts besseres vor, als uns Christen durcheinanderzubringen und zu spalten. Dem sollten wir widerstehen. So wie auch Jesus Christus dem Teufel widerstanden hat.