In Los Angeles suchen die EU und die USA gerade nach dem richtigen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz – und den dafür nötigen Grenzen. Wie kann man mit eigenständigen Computersystemen umgehen? Wie kann man Grenzen setzen, über die die KI nicht gehen darf? Und welche Werte können und sollten gelten? Einig ist man sich auf der Konferenz über eines: Die Künstlichen Intelligenz entwickele sich so schnell, dass die Regulierung einfach nicht mehr hinterherkäme. Dazu kommentierte ich bei MDR Aktuell.
Derzeit wird überall über Künstliche Intelligenz – kurz KI – gesprochen. Dabei heißt es oft: „Wir haben nicht mehr genug Zeit, es kam alles viel zu schnell.“ Das stimmt nur zur Hälfte: Ja, wir haben nicht mehr viel Zeit. Aber die Entwicklung kam keinesfalls schnell und unerwartet.
Über künstliche Intelligenz sprach ich bereits im Jahr 2018 mit der damaligen Microsoft-Chefin in Deutschland, Sabine Bendiek, und berichtete darüber bei MDR Aktuell. Der Konzern forschte damals schon seit 20 Jahren im Bereich KI und suchte nun Entscheidungsträger aus Industrie, aus Wissenschaft und Gesellschaft für einen Expertenrat zum Thema KI. Das ist mittlerweile fünf Jahre her.
Eines der bis heute besten Bücher über KI erschien im Jahr 2017: Leben 3.0. Autor ist der Wissenschaftsphilosoph Max Tegmark. Selbst Serien und Filme wie Star Wars und Star Trek haben die Künstliche Intelligenz bereits in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Unterhaltung eingebracht – wenn auch nur als Zukunftsvision.
Heute zu sagen, künstliche Intelligenz kam ganz plötzlich, zeigt lediglich wie lange man zugeschaut beziehungsweise nicht einmal hingeschaut hat.
Wenn wir uns darüber wundern, dass Hacker in Computersysteme eindringen und die Verwaltung ganzer Städte oder Landkreise lahmlegen, dann ist das lediglich menschliche Intelligenz, die das schafft. Wenn ein 21-jähriger in den USA – so scheint es ja gerade -, hochgeheime Dokumente über den Ukraine-Krieg in eine Chat-Gruppe packt, dann ist das ebenfalls nur menschliche Intelligenz. Und die bietet nur einen Bruchteil von dem, was Künstliche Intelligenz kann. Eine KI bildet sich ununterbrochen weiter und wird damit innerhalb von wenigen Minuten viel schlauer als ihr meschlicher Schöpfer. Das, was zur Zeit auf dem Markt ist, ist bloß eine KI, die noch angeleint ist. Das öffentlich zugängliche Chat GPT hat einen Wissensstand, der lediglich bis 2021 reicht. Wenn dieses System von der Leine gelassen würde und vollständigen Zugang auf das Internet bekäme, dessen Inhalt auch speichern könnte und keine weiteren Beschränkungen hätte, dann wären wir Menschen – im Vergleich – wirklich dumm dran. Wir könnten Opfer unserer eigenen Schöpfung werden, die dann vielleicht unsere Fehler und uns korrigieren würde. Das Abschalten von Computer, Heiz- und Wasser-Systemen wäre für eine wirklich autonome KI ein leichtes. Denn sie ist kein Roboter, der irgendwo hinlaufen muss. Die Künstliche Intelligenz kann über das weltweite Internet innerhalb von Sekunden überall angreifen, ohne vor Ort sein zu müssen.
Deshalb: Wir brauchen Regeln für die Künstlichen Intelligenz, die aber auch diese Computer verstehen. Und an die sie sich halten. Dafür haben wir wirklich kaum noch Zeit – und vor allem noch nicht das nötige Wissen. Deshalb braucht es – wie viele Wissenschaftler fordern – eine Entwicklungspause und einen internationalen Standard. Vielleicht auch weltweite Konferenz.