Es ist eine DDR-Legende. Simson. Mopeds, die noch heute mit 60 Kilometer pro Stunde über die Straße rasen können – dazu gehörte auch die „Schwalbe“. Eine Sondergenehmigung lässt eine DDR-Regelung auch in der Bundesrepublik noch zu. Ausgerechnet dieses Moped steht nun auf der Berliner Funkausstellung in einer Halle mit Elektrofahrzeugen. Denn der DDR-Oldtimer lässt sich umrüsten. Wie das geht? Darüber berichtete ich für den ARD-Hörfunk.
Carlo Schmid, Sebastian Marten und ihre Simson sind immer umlagert. Das Moped aus DDR-Zeiten ist auf der Funkausstellung ein kleiner Außenseiter unter den modernen Fahrzeugen, die in dieser Messehalle stehen. Die beiden jungen Männer hatten eine Idee, die in diesem Jahr zur Gründung der eigenen Firma Second Ride – zu Deutsch: die zweite Fahrt – führte, wie Sebastian Marten schildert:
Wir entwickeln Umrüstkits, um die Simson-Mopeds in das neue Alter der Elektromobilität zu heben.
Sebastian Marten, Second Ride
Alte Motorräder, deren Zweitakter stillgelegt wird und die nun mit Elektromotor durch die Gegend flitzen. Eine Idee, die die beiden jungen Männer bereits als Studenten in Berlin entwickelten..
Und Anfang des Jahres haben wir eine GmbH gegründet und sind dabei jetzt das Team aufzubauen und auch eine Produktionshalle aufzubauen. Da sind wir gerade ausgezogen aus der Garage der Eltern, um das alles zu professionalisieren.
Sebastian Marten, Second Ride
Ein typisches Startup. Und Elektrofahrzeuge: Das liegt im Trend. Warum aber ausgerechnet eine alte Simson umrüsten, die mit Sicherheit älter ist, als es die beiden Firmengründer sind? Sebastian Marten hat die Antwort:
Für mich und meinen Mitgründer war das beides unabhängig voneinander das erste Fahrzeug. Wir haben das benutzt, um zur Schule zu fahren oder später auch zur Uni. Und die Simson ist ja aus verschiedenen Gründen ja ein interessantes Fahrzeug: Es gibt davon einfach viele – wurde in der DDR ja über 6 Millionen Mal produziert. Und noch dazu: Das ist das einzige Moped, das basierend auf der Ausnahmeregelung aus der DDR auch immer noch die 60 fahren darf.
Sebastian Marten, Second Ride
Und es gibt noch einen weiteren Grund: Die Umwelt müsse geschont werden, sagt Sebastian Marten. Und deshalb setze man bewusst auf gebrauchte Mopeds:
Die Neuproduktion von Fahrzeugen ist eine riesen ökologische Herausforderung. Und viel sinnvoller ist es eigentlich, die bestehenden Fahrzeuge umzurüsten und weiterzunutzen.
Sebastian Marten, Second Ride
Das Umrüstkit lässt nicht nur Bastler den Umbau selbst erledigen. Auch für weniger begabte Simson-Fans soll es möglich sein. Nirgendwo muss gebohrt oder gefräst werden. Und alles ist sogar vom TÜV abgenommen, so dass das Altfahrzeug weiterhin problemlos genutzt werden kann. Über Kits für andere Marken wird noch nachgedacht, derzeit gibt es nur Umrüstsätze für fast alle Simson-Baureihen.