

Die Stimmung im Zelt ist an diesem winterlichen Tag sehr aufgeheizt. Dass Journalisten aus Deutschland da sind, ist schnell bekannt. Auf Urdu schildern einige Pakistanische Flüchtlinge ihre Situation. Urdu ist die offizielle Amtssprache in Pakistan.
Die kroatische Polizei hat Flüchtlinge geschlagen und wieder nach Serbien zurückgeschickt
– sagt einer der Flüchtlinge.
Das Nachbarland Kroatien gehört zur Europäischen Union. Nur Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Irak dürfen dort per Zug einreisen. Für Vertriebene aus anderen Ländern ist es das Ende ihrer Reise, denn legal kommen sie normalerweise nicht mehr weiter. Deshalb wurden die Pakistani auch aus Kroatien zurück nach Serbien geschickt. Doch hier in Miksalište geben sie sich damit nicht zufrieden.
Sie wollen am Abend einen neuen Versuch unternehmen, um die Grenze zu passieren – sagen uns die Pakistani.

Gleich neben ihm steht Qamar – er spricht uns plötzlich auf Deutsch an.
Ich komme aus Pakistan. Drei Monate später gehen aus Österreich.
Drei Monate habe er bereits in Österreich gelebt, in Eisenstadt südlich von Wien, erfahren wir dann später. Quamar gehört der Minderheit der Qadiani an – einer Splittergruppe des Islams. Doch die Mehrheit der Muslime sehen in ihnen Abweichler vom Glauben. Für Quamar könnte das tödlich sein, denn andere Glaubensgeschwister wurden schon gejagt – deshalb könne er nicht mehr nach Pakistan zurück. Dabei kenne seine Religion nur ein Motto:
Liebe für alle, Hass für keinen.
„Liebe für alle, Hass für keinen“ – die österreichischen Behörden überzeugte seine Geschichte nicht. Quamar wurde abgeschoben. Die Begründung: Er sei zuerst in Bulgarien registriert worden. Doch Quamar will nach Österreich – legal, ohne falsches Dokument und ohne Fluchthelfer. Er habe in Österreich Freunde, könne schon ein wenig von der Sprache und wolle dort weiter Flüchtlingen helfen, wie er es in Eisenstadt schon getan habe.
In ihrer Heimat würden sie wahrscheinlich nicht so friedlich nebeneinander stehen: Doch in Miksalište bringt ihr Flüchtlingsschicksal Aftab und Quamar vorübergehend zusammen.
Tagebuch
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