Im nächsten Monat startet Facebook in Deutschland ein eigenes Nachrichtenangebot. Facebook News – so der Namen – wird durch Zeitungsverlage und auch Internetplattformen bestückt, aber redaktionell durch das Internet-Unternehmen betreut. Anfang des Jahres gab es um ein ähnliches Projekt in Australien viel Ärger. Wie das funktioniert – und ob auch die ARD mitmacht – darüber berichtete ich bei MDR Aktuell.
Facebook ist oft in die Kritik geraten, dass auf der Plattform viele Falschmeldungen verbreitet werden. Das gibt auch Guido Bülow zu. Er ist bei Facebook der zuständige Ansprechpartner für Partnerschaften mit Medienunternehmen in Zentral-Europa. Wegen dieser Falschmeldungen habe man externe Experten beauftragt, die diese suchen und kennzeichnen.
Doch das allein reiche nicht. Deshalb arbeite Facebook in Deutschland ab Mai mit Verlagen und anderen Medienanbieter zusammen, um deren Nachrichten in einem eigenen Nachrichtenkanal zu verbreiten. Die Meldungen stammen aus mehr als 100 Zeitungen und Internetangeboten.
Ein nicht ganz einfaches Unternehmen: Im Februar wurde Facebook in Australien per Gesetz gezwungen, Geld an Medien zu zahlen, deren Nachrichten auf der Plattform mit wenigen Zeilen Text veröffentlicht wurden. Facebook sperrte daraufhin die Medienhäuser einfach aus. Inzwischen gibt es in Australien eine Einigung.
Natürlich ist es fundamental, die Verbreitung von Falschmeldungen zu reduzieren. Das tun wir mit unserem Faktenprüferprogramm. Sobald ein Beitrag von diesen angezweifelt und als falsch markiert wird, verringern wir die Verbreitung im Newsfeed. Außerdem entfernen wir Inhalt mit falschen Behauptungen oder Verschwörungstheorien, die eine direkte Gefahr für das körperliche Wohlergehen von Menschen darstellen.
Guido Bülow, Facebook
In Deutschland wählte Facebook einen anderen Weg. Eines der beteiligten Medienhäuser, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, schildert die Zusammenarbeit in einer Mail an MDR Aktuell:
Die F.A.Z. hat eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Facebook erhält gegen Zahlung einer Lizenzgebühr Zugriff auf die frei zugänglichen Artikel auf FAZ.NET. Kostenpflichtige Inhalte sind von dieser Regelung ausgenommen. Facebook kann einzelne Artikel auswählen und diese für ein eigenes Newsangebot auf der Facebook Seite und der App anteasern.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Pressestelle, per E-Mail
Wer die Artikel und Nachrichten lesen will, wird auf die jeweiligen Internetangebote der Nachrichtenanbieter geführt. Das sei wichtig, betont Jürgen Ebenau, der für die ARD eine Zusammenarbeit mit Facebook auslotet.
Wenn ich auf eine Nachricht klicke, dann komme ich auf die Seite des Anbieters. Und das ist natürlich vor allem für die Verlage interessant, weil die dann auf ihren eigenen Plattformen die Werbung verkaufen können und Geld verdienen. Aber es ist natürlich auch für die ARD spannend, die so ihre eigenen Plattformen stärker machen kann.
Jürgen Ebenau, ARD
Im Mai ist die ARD allerdings beim Start von Facebook News noch nicht dabei, sagt Jürgen Ebenau:
Wir sind in Gespräch mit Facebook. Da sind noch technische und rechtliche Fragen zu klären. Grundsätzlich ist aber sowohl Facebook daran interessiert, dass die ARD und auch ihre Landesrundfunkanstalten mit ihren regionalen Informationen bei Facebook News mitmacht, wie auch wir als ARD sind interessiert daran.
Jürgen Ebenau, ARD
Das sei eine Möglichkeit, weitere Menschen zu erreichen, die ihre Informationen und Nachrichten nur auf Facebook beziehen würden, sagt Jürgen Ebenau, der innerhalb der ARD für den Social Media-Bereich zuständig ist. Die Sender der ARD dürften trotzdem nicht abhängig von Facebook sein – das hätten die Vorgänge in Australien deutlich gezeigt.
Es gab auf Facebook ja durchaus auch Anbieter, die ihre gesamte Reichweite über Facebook generiert haben. Das darf uns nie passieren. Wir müssen immer starke eigene Plattformen haben und auch unsere Präsenz auf Drittplattformen diversifizieren, damit wir nicht von einer Plattform abhängig werden, die uns dann irgendwann einfach den Hahn zu dreht.
Jürgen Ebenau, ARD
Ab dem nächsten Monat wird Facebook wird in einem deutschen News-Kanal die fertigen Meldungen der Anbieter durch eine eigene Redaktion zusammenstellen. Inhaltliche Veränderungen und eigene Inhalte wird es nicht geben. Hinzu kommen sogenannte personalisierte Nachrichten, die automatisch auf die bekannten Interessensgebiete der einzelnen Nutzer abgestimmt werden.