Das digitale Radio DAB+ verbreitet sich weiter in Deutschland. Doch das geht der Bundesregierung nicht schnell genug. Ein Gesetz soll dafür sorgen, dass ab 2021 alle neuen Radiogeräte auch das digitale Radio empfangen können. Die öffentlich-rechtlichen Radiosender begrüßen dies. Darüber berichtete ich im ARD-Hörfunk.
Das Digital-Radio DAB+ wird einer der Stars auf der Funkausstellung in Berlin sein, die am Freitag beginnt. Der Aufsichtratsvorsitzende des Messeveranstalters gfu, Hans-Joachim Kamp, schwärmt geradezu:
Und da wird es ein Feuerwerk geben mit crossmedialer Werbung. Und es spiegelt sich auch wieder, wenn wir schauen: Wie war das erste Halbjahr bei DAB+? Hier haben wir eine Entwicklung, fast 20 Prozent Wachstum, 590-tausend Geräte wurden verkauft, und auch für das zweite Halbjahr sind wir sehr positiv…
Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsvorsitzender gfu
Doch wer genau hinhört, merkt: Das Digital-Radio könnte sich noch schneller verbreiten. Immerhin will die Funkausstellung dafür crossmedial –also über alle Medien hinweg – Werbung machen. Selbst das Bundeskabinett hat vor wenigen Wochen beschlossen, dass ab 2021 neue Radiogeräte für DAB+ geeignet sein sollen. Auch die Autohersteller sollen verpflichtet werden, diese Technik in Neuwagen einzubauen. Der Gesetzentwurf muss noch vom Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Frage an die MDR-Intendantin Karola Wille: Begrüßen die öffentlich-rechtlichen Radioanbieter diese Gesetzesinitiative?
Also, Antwort: Klares ja.
Karola Wille, MDR-Intendantin
Doch reicht denn das bisherige UKW-Angebot nicht aus? Warum muss das Radio digital werden?
Also in der Tat hat Deutschland ja ein vielfältiges und gutes Angebot im UKW-Bereich. Aber auch heute sind nicht alle Programme empfangbar. Wenn Sie beim Mitteldeutschen Rundfunk unser Klassik-Angebot im Radio empfangen wollen, dann brauchen Sie ein DAB-Gerät, weil wir nur über DAB verbreiten. MDR Sputnik kriegen Sie nur flächendeckend, wenn Sie ein DAB-Gerät haben. Die Zukunft des Radios ist digital. Und digital heißt einfach: Vielfalt. Und noch viel mehr Vielfalt.
Karola Wille, MDR-Intendantin
Helwin Lesch, vom Bayerischen Rundfunk, ist in der ARD für die Programmverbreitung zuständig. Er kennt die deutschlandweiten Zahlen, die auch die privaten Radiosender mitzählen:
Wir haben 250 DAB-Programme on air. In einzelnen Regionen, wie beispielsweise München, können über 50, im Rhein-Main-Gebiet sogar über 70 Programme empfangen werden. Im Vergleich zu anderen europäischen Märkten liegt Deutschland im Mittelfeld. Norwegen hat beispielweise bereits 2017 seine Radioverbreit komplett von UKW auf DAB umgestellt.
Helwin Lesch, Hauptabteilung Verbreitung, Bayerischen Rundfunk
Muss der deutsche Radiohörer nun seine UKW-Geräte in den Sondermüll schmeißen? Nochmals MDR-Intendantin Karola Wille:
Also, er muss jetzt erstmal nichts wegschmeißen. Alle UKW-Programme werden erstmal weiter über UKW verbreitet werden. Es gibt ja auch kein Abschaltzeitpunkt, sondern wir werden jetzt gucken, wie die Geräte den Markt durchdringen. Und Stück für Stück werden wir entscheiden: Steigen wir aus aus der UKW-Welt? Deswegen: Wenn jetzt neu kaufen, unbedingt so ein Mehrnormgerät, kaufenndann sind sie auf der ganz sicheren Seite.
Karola Wille, MDR-Intendantin
Denn sogenannte Mehrnormgeräte empfangen UKW, DAB+ und auch Radio über das Internet.