Das Gefühl, Energie einzusparen, führt zu einem größeren Energieverbrauch

10.03.15 (MDR INFO) – Je umweltschonender und je sparsamer Geräte sind, umso mehr werden Menschen dazu verleitet, mehr Energie zu verbrauchen. Warum das so ist und was man dagegen machen kann, hat jetzt das Fraunhofer-Institut herausgefunden.

Was hat eine Psychologin mit Energieeinsparung zu tun? Sehr viel, wenn man sich anhört, was Anja Peters von Fraunhofer-Institut zu sagen hat. Sie hat nämlich festgestellt, dass die Deutschen eigentlich viel mehr Energie sparen könnten und es ausgerechnet deshalb nicht machen, weil ihre Geräte modern sind und Energie einsparen. Das klingt unlogisch. Doch:

Ein Phänomen ist, dass, je mehr effiziente Technologie eingesetzt wird, um Energie zu sparen, umso mehr ändern die Leute ihr Verhalten , d.h., dass sie dann diese Technologie mehr nutzen, als vorher. Und dadurch aber nicht die Einspareffekte voll ausnutzen.

Rebound-Effekt ist der Fachbegriff dazu. 6-tausend Teilnehmer befragte Anja Peters – hinzu kamen mehrere Workshops, wo sie konkret mit den Menschen über ihr Vorgehen sprach, ohne vorab den Rebound-Effekt zu erwähnen oder zu erklären.
Die Beweggründe, mehr Energie zu verbrauchen, sind sehr ähnlich. Praktisches Beispiel: der Geländewagenfahrer. Die neue Version hat einen Hybridmotor und kann mit elektrischer Energie wesentlich umweltbewusster fahren. Der Fahrer belässt es nicht bei den bisherigen Fahrten, sondern ist noch mehr mit dem Wagen unterwegs beispielsweise zum Brötchenholen um die Ecke, nur weil er mit dem Hybridmotor gefühlt etwas für die Umwelt tut.

Wenn dann die Bilanz mit so einem Bauchgefühl gemacht wird und aber nicht wirklich zutreffen ist, dann kann es halt passieren, dass man nachher im Endeffekt mehr verbraucht, als man anderswo eingespart hat.

Internationale Untersuchungen belegen im Straßenverkehr einen um bis zu drei Mal so hohen Energieverbrauch, im Vergleich zur technisch möglichen Einsparung. Auch beim Heizen in den eigenen vier Wänden steigt der Verbrauch im Vergleich zu den Einsparmöglichkein auf insgesamt 125 Prozent an.
Die Psychologin des Fraunhofer-Instituts, Anja Peters, sieht die Industrie in der Pflicht, den Menschen zu helfen, wirklich Energie zu sparen.

Gut ist immer, wenn das Verhalten durch verschiedene gute Technologie auch stabilisiert wird. Dass es einem möglichst einfach gemacht wird, das Licht auch auszumachen oder bestimmte Schalter auch möglichst einfach zu betätigen oder manches sich auch selber ausschaltet.

Wichtig sei aber auch, dass die Menschen verstehen, wie die Energieeinsparung funktioniert, so der Tipp der Psychologin. Die Verbraucher müssten bewusst nur das machen, was sie wirklich für das Leben brauchen.