Die Funkausstellung gehört genauso zu Berlin, wie auch die Currywurst aus der Stadt nicht wegzudenken ist. Und zur Funkausstellung gehört Berlin, wie die Kamera zu Film und Fernsehen. Seit 98 Jahren sind Stadt und Messe fest mit einander verbunden und das muss auch so bleiben.
Wenn der Glanz in den letzten Jahren – bereits vor Corona schon – ein wenig verstaubte, gibt es keine Stadt in Deutschland, die große Firmen, Giganten, Medien und die Bevölkerung so zwanglos miteinander auf einem Gelände zusammenbringen kann. Das sage ich ganz bewusst als jemand, der nicht in Berlin oder Umgebung wohnt, aber seit vielen Jahren die IFA besucht. Englisch, Japanisch, Chinesisch, Spanisch – das Sprachgewirr zwischen den Messehallen zeigt es deutlich: Aussteller und Besucher kommen von allen Kontinente in die deutsche Hauptstadt. Und wenn man sich herumhört, dann wollen gerade die Aussteller weiter nach Berlin kommen.
Ja, es ist gut, wenn sich Veranstalter gfu und Messe Berlin Gedanken machen, wie und wo es weitergeht. Wie man den Glanz wiederherstellt. Aber es ist auch sinnvoll darauf zu schauen, was Anderen bereits passiert ist, als sie ihr Konzept änderten. Die CeBIT in Hannover ist ein trauriges Beispiel. Sie war weltweit eine der größten Ausstellungen für digitale Entwicklungen. Die normalen Besucher wurden durch ständige steigende Preise nach und nach vergrault und 2017 sogar total ausgeladen – nur Geschäftsleute hatten Zugang. Ein Jahr später dann das Aus für die CeBIT.
Berlin pass auf, was mit deiner Funkausstellung passiert. Auch wenn es dieses Jahr deutlich weniger Besucher und Aussteller als vor Corona waren und die Hallen direkt unter dem Funkturm leer blieben – auch wenn ich heute am letzten Tag einer von wenigen Journalisten im Pressezentrum bin: Die Messe hat weiter eine Chance. Ja, vielleicht sollte man sie ein wenig aufpolieren, den Glanz wieder herrichten. So wie es ja auch die Aussteller machen. Gerade die Asiaten zeigen sich hier auf dem Messegelände von den Sanitären Einrichtungen häufig geschockt – so hörte ich. Und vielleicht ist es gut, dass die grüne Freifläche in der Mitte wieder für ein Picknick bereitsteht und nicht für abendliche Konzerte abgesperrt ist. Damit zurück zur Currywurst vom Anfang: Vielleicht sollte es nicht überall nur rote Sauce und Pommes geben. Immerhin beschäftigt sich eine ganze Halle in diesem Jahr mit Gesundheit. Und an vielen Orten kann man sehen, wie schön richtige Küchen aussehen und funktionieren. Die Funkausstellung selbst muss sich wandeln, so wie es mit den Themen bereits funktioniert: Weniger altbacken, dafür frischer und moderner. Aber dafür braucht es keinen Ortswechsel und auch kein Ausschluss der normalen Bevölkerung. Berlin und die Funkausstellung gehören einfach zusammen.