Seit 15 Monaten wertet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – kurz Bamf – Handys von bestimmten Asylbewerbern aus. Doch die digitale Technik, zu der auch eine Spracherkennung gehört, wird weiterhin nur im Bamf eingesetzt. Obwohl auch andere Behörden sie nutzen könnten. Darüber berichtete ich für MDR Aktuell.
Die Technik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge ist einzigartig – sowohl in Deutschland, als auch weltweit. Gerade, wenn bei den Asylsuchenden der Pass fehlt, lässt sich ihre Herkunft nur schwer nachprüfen. Und das war in den letzten 15 Monaten bei 60 Prozent aller neu registrierten Ausländer der Fall. Hier kam die Technik zum Einsatz. So lassen sich die Bamf-Mitarbeiter von den Asylbewerbern dann in ihrer Muttersprache ein Bild beschreiben. Der Ton wird dabei von einem Computer mitgeschnitten.
Der Computer analysiert jetzt in Echtzeit, welche Sprache und welcher regionale Dialekt dahinter steht. In diesem Fall wird Arabisch-Levantinisch – ein Dialekt aus Syrien – mit einer Wahrscheinlichkeit von 97 Prozent angeben.
19.000 Fällen wurden auf diese Art ausgewertet, sagt der Vize-Präsident des Bamf, Markus Richter. Außerdem wurden Standorte und ähnliche Meta-Daten aus den Handys ausgelesen, so dass der Reiseverlauf der Asylbewerber schnell nachvollzogen werden kann.
Ich glaube, dass das Bamf heute einer der absoluten Digitalisierungstreiber im gesamten öffentlichen Raum in Deutschland ist. Das ist in der Öffentlichkeit nicht immer so präsent, aber wir haben ein Netzwerk gebildet, in dem sich jetzt 30 weitere Behörden angeschlossen haben, aus Bund, Land und Kommunen, weil wir erkannt haben: Nur in gemeinsamen Vernetzung kriegen wir neue Technologien auch in den öffentlichen Dienst in die Anwendung.
Markus Richter, Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Doch diese gemeinsame Vernetzung lässt offenbar zu wünschen übrig. Alle anderen Behörden in Deutschland können zwar mittelbar über eine weiter Datensammlung, über das Zentrale Ausländerregister, auf die Daten des Bamf zugreifen, sagt Markus Richter. Doch effektiver könnte man arbeiten, wenn die Technik des Bundesamtes mitgenutzt würde:
Das wichtige ist, dass diese Tools zum frühstmöglichen Zeitpunkt eingesetzt werden.
Markus Richter, Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Damit könnten schneller Doppelregistrierungen oder auch falsche Nationalitätsangaben bemerkt werden.
Und da sind natürlich die Bundespolizei, aber auch Aufnahmeeinrichtungen der Länder mögliche Kandidaten, die das auch einsetzen können und mit denen sind wir auch im Gespräch dazu.
Markus Richter, Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Von der Bundespolizeidirektion gibt es darauf eine schlichte Antwort per Mail an MDR Aktuell:
Zu Ihrer Frage kann ich Ihnen mitteilen, dass die besagte Technik in der Bundespolizei nicht eingesetzt wird.
Bundespolizeipräsidium, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Sachsen-Anhalt und Sachsen setzen auf das Zentrale Ausländerregister. Was diese Methode allerdings nicht kann, ist die Stimmenerkennung und die Zuordnung möglicher Dialekte zu den Herkunftsorten der Flüchtlinge. Thüringen erklärte sich in einer E-Mail an MDR Aktuell – so wörtlich – „für die Durchführung der Asylverfahren und mithin für den betreffenden Einsatz von Computertechnik“ als nicht zuständig.