1989 und 1990 waren wir Deutschen noch mutig. Zuerst die Deutschen in der DDR: Sie protestierten für mehr Freiheit und gegen einen Diktatur. Massen gingen auf die Straßen und sorgten dafür, das Honecker und Co. abgelöst wurden. Dann die Deutschen aus der alten Bundesrepublik: Sie dachten nicht egoistisch an ihre Reichtümer, sondern sie begrüßten die Flüchtlinge aus der DDR. In den Zeltlagern und Erstaufnahmeeinrichtungen gab es Willkommenspartys. Deutsche (West) halfen Deutsche (Ost) bei der Ankunft im Kapitalismus, dem früheren Klassenfeind. Viel Geld floss vom Westen in den Osten, aber auch viel Besitz vom Osten in den Westen. Nicht alles lief gut, aber niemand hatte irgendwann Erfahrung mit einem ähnlichen historischen Ereignis gemacht. Wer heute im Erzgebirge oder in Bautzen zu unseren Nachbarn im Osten schaut, sieht, wie positiv sich die Länder der ehemaligen DDR verändert haben.
Und heute?
Sprüche wie „Wir schaffen das!“ werden als Schimpfwort genutzt. Jeder denkt an seine Sache. Der Neid auf andere ist groß. Egoismus zählt in vielen Teilen unseres Landes. Hinzu kommen Wahlen, bei denen die offensichtlichen Gegner der Demokratie viel Stimmen gewinnen können. In Sachsen und Sachsen-Anhalt ist es die stramm rechte AfD. In Thüringen stellt Die Linke sogar den Ministerpräsidenten, der sicherlich auf seine Art viel Gutes tut, aus dem Westen kam, aber einer Partei angehört, deren Wurzeln tief in die sozialistische Diktatur der DDR zurückreichen. Statt in die Zukunft zu schauen, jammert Deutschland, wie schlecht es jedem einzelnen gehe. Und das, obwohl es Deutschland faktisch viel besser geht, als jemals zuvor in seiner Geschichte.
Der Geist von 1989/1990 fehlt heute.