Wie testet eigentlich die Stiftung Warentest?

Jeder Verbraucher kennt das Prüfsiegel der Stiftung Warentest. Und jeder Hersteller will es mit der Note „sehr gut“ haben. Doch wie kommt ein Hersteller an dieses Siegel und wie kommt die Stiftung auf das Testergebnis? Ich habe mich in einem Prüflabor der Stiftung Warentest umgesehen und vor allem umgehört…

(Geräusch Heckenscheren)

Zwischen diesen Geräuschen in dem Testlabor in Sachsen steht der zuständige Techniker und füllt ab und zu Holzstäbe nach. Seinen Namen darf er nicht sagen, auch der Standort des Testlabors bleibt geheim.

Wir sehen hier einen Dauerlauf von Heckenscheren. Da der Dauerlauf manuell natürlich zu aufwendig wäre, haben wir uns hier eine Apparatur ausgedacht, um das maschinell abzudecken.

Die Apparatur ist ein vertikal drehendes Rad. Alle paar Zentimeter stecken einheitliche Stäbe aus Buchenholz drin. Sie werden an den Heckenscheren vorbeigeschoben, deren Sägeblätter die Holzstäbe bei jeder Umdrehung kürzen.

Und die Heckenscheren also hier haben die Aufgabe, die Buchenstäbe in ein Zentimeter große Stücke zu schneiden. Und das läuft hier über mehrere Tage.

Mehrere Tage, die dann insgesamt das tatsächliche Arbeitspensum von 10 Jahren abarbeiten. Das ist möglich, weil Heckenscheren im Durschnitt maximal einmal in der Woche arbeiten und den gesamten Winter im Abstellraum ruhen.

In dem Labor-Komplex sieht es ein wenig aus wie bei Cheferfinder Q aus den James-Bond-Filmen. Überall stehen Dinge herum und finden Versuche statt.

Holger Brackemann ist oberster Tester der Stiftung Warentest und Mitglied der Geschäftsführung. Viele Mitarbeiter kennt er persönlich, obwohl das Testlabor nicht zur Stiftung gehört. Doch es gibt seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit. Holger Brackemann weiß, was einen guten Tester auszeichnet.

Also, in erster Linie muss man neugierig sein. Dann muss man pedantisch sein. Man muss sehr genau darauf achten, dass wirklich Testbedingungen konstant gehalten werden und nur das Produkt verändert wird. Dann muss man gründlich sein. Also, man muss die Ergebnisse dann wirklich genau hinterfragen.

Und so ist für jedes Produkt, was getestet wird, ein ganz spezieller Raum vorgesehen.

(Geräusch mit Einschlägen)

Ein wenig weiter werden Rasenmäher getestet, hier auf die Gefahr des Steinschlages hin. Der kann für Menschen extrem gefährlich sein – im Test prallen genormte Bleikugeln gegen eine Schutzwand.

Jeder Test ist genau vorgegeben. Ist gibt Normstaub, Normtüten, selbst Normteig für Backgeräte. Nur so kann sichergestellt werden, dass jedes Gerät unter den gleichen Bedingungen getestet wird. Diese Beobachtungen werden dann ausgewertet. Am Ende stehen ein Testergebnis und das Testsiegel. Dieses dürfen die Hersteller dann allerdings nur zeitlich begrenzt und gegen eine Lizenzgebühr für Werbezwecke nutzen. So ist es nicht mehr möglich mit veralteten Testergebnissen zu werben. Doch es gibt noch einen angenehmen Nebeneffekt, erzählt Holger Brackemann:

Wir erlösen mit dem Logo-Lizenzsystem zurzeit etwas über 3 Millionen Euro. Das ist verglichen mit 50 Millionen Umsatz, den die Stiftung insgesamt macht, kein sehr dominierender Anteil. Ich will aber trotzdem sagen, dass wir uns darüber freuen.

Das Geschäft mit den Lizenzen wird von einer unabhängigen Firma geregelt, so dass die Stiftung Warentest nicht weiß, woher das Geld kommt. Das ist wichtig, damit die Tester weiterhin neutral bleiben – auch wenn eventuell ein Produkt eines Geldgebers getestet wird.