Was ist eigentlich Twitter?

MDR INFO, 04.10.13 
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Der sogenannten „Kurznachrichtendienst“ Twitter geht an die Börse. Das gab das Unternehmen jetzt bekannt. Ein genauer Termin wurde nicht genannt, aber Experten rechnen mit November. Was ist Twitter? Was kann man damit genau machen? Und wie verdient man damit Geld?

Sagen sie etwas in genau 140 Zeichen. Das ist nicht viel. Vielleicht ein langer Satz, maximal 4 kurze Sätze. Hier wäre bei Twitter Schluss.

Genau, sie haben richtig gehört. Mehr passt in eine Twitter-Meldung nicht hinein. Doch ganz von vorne: 2006 entsteht Twitter quasi nebenbei. Die kleine kalifornische Firma Odeo kommt mit ihrem eigentlichen Produkt nicht voran. Ein Mitarbeiter macht einen neuen Vorschlag: Es sei doch genial eine SMS – wie es sie bei den Funktelefonen bereits gab – an mehrere Empfänger gleichzeitig zu verschicken. Der Mann heißt Jack Dorsey – der Erfinder von Twitter. Denn nichts anderes ist Twitter eigentlich: Man kann Kurzmeldungen verschicken, die dann die jeweiligen Abonnenten erhalten. Man kann auch selber Kurzmeldungen von Anbietern abonnieren und sieht diese dann auf dem eigenen Twitter-Account. Es ist also ein Austausch von Informationen. Eines  wurde durch Twitter weltbekannt: Das „hashtag“, jenes Doppelkreuz, welche vor wichtigen Wörtern steht und mit dem man schnell Themen findet.


Der Trend der Zeit – je kürzer eine Information ist, umso eher wird sie gelesen – bringt den Dienst immer weiter nach vorn. 215 Millionen aktive Nutzer hat Twitter heute, über sechs Jahre nach seinem Start. Die meisten Abonnenten – sie heißen „Follower“ – haben Musiker: Justin Bieber beispielsweise mit 45,5 Millionen Nutzer. Auch MDR INFO ist bei Twitter zu finden und bringt dort Nachrichten.

Übrigens: Das Hineinstellen von Kurzmeldungen – Fachleute sprechen simpel von „Twittern“ – und das Abonnieren der Kurzmeldungen ist für Anbieter und Nutzer kostenfrei.

Wie also kann dieses Unternehmen Geld verdienen und damit einen echten Börsenwert haben?

Vorweg: Es funktioniert wohl noch nicht so, denn der Umsatz steigt, aber es gibt unter dem Strich nur Verluste – das musste Twitter jetzt selbst zugeben. Im ersten Halbjahr 2013 war es ein Minus von 69 Millionen US-Dollar.

Geld kommt über Werbung herein. Die wird zwischen den einzelnen Kurzmitteilungen  – den Tweets – gestreut. Viel ist aber nicht zu sehen.

Und Twitter hat sich auch viel  Zeit mit der Einführung von Werbung gelassen. Die ersten kommerziellen Einblendungen gab es probeweise 2010. Auch andere Funktionen kamen erst später hinzu: Fotos und Videos lassen sich inzwischen zu den Kurzmeldungen hochladen. Links zu Internetseiten, die teilweise extrem lang sind, werden inzwischen nicht mehr von den 140 Zeichen abgezählt, so dass man auch auf Seiten im Internet verweisen kann.

Schwerwiegender für den Börsengang dürfte es sein, dass man Twitter viel besser über andere Anwendungen nutzen kann. So gibt es Programme, die die Tweets komplett mit Fotos und Informationen aus den verlinkten Seiten zeigen. Nur eines fehlt dort – die Werbung, mit der Twitter Geld verdienen will.

Es wird also schwer für den Konzern, die Aktien wirklich zu vergolden.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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