Dieser Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben: Am 31. Mai 1979 durfte mein Großvater Heinrich Voß noch einmal zwei U-Bahnzüge durch Hamburg fahren. Er war damals fast 84 Jahre alt und war 19 Jahre zuvor als Hochbahnfahrer in Rente gegangen.
Es begann in Hamburg-Barmbek. Damals besichtigten wir zunächst das moderne Stellwerk des größten und wichtigsten Bahnhofs der Hochbahn, wie die U-Bahn in Hamburg heißt.
Dann ging es mit dem Wagen 220 aus dem Jahr 1920 über Kellinghusenstraße, Schlump und Landungsbrücken zum Berliner Tor. Den Museumszug konnte mein Großvater noch immer exzellent fahren, denn Triebwagen dieses Typs hatte er jahrzehntelang auf dieser Strecke bewegt. Und dann kam der Höhepunkt: Im unterirdischen Abstellbahnhof wechselte mein Großvater auf die damals neueste Generation, auf einen DT 3. Und von hier aus durfte er dann über die damals neueste Strecke Hauptbahnhof Nord, Jungfernstieg nach Schlump (unten) fahren. Danach ging es auf die alte Strecke über Christuskirche und Emilienstraße. Der ehemalige Endbahnhof Hellkamp existiert nicht mehr, ist im Tunnel allerdings als Ausbuchtung und an den seitlichen Kacheln zu entdecken. Züge meines Großvaters endeten während seiner Berufszeit hier. An diesem Tag ging es dann aber weiter auf einer Strecke, die er während seiner aktiven Berufszeit nie gefahren ist. Im Bahnhof Hagenbecks Tierpark endete dann seine allerletzte selbstgefahrene U-Bahnfahrt in der Abstellanlage.
Schuld an der Fahrt war übrigens ich. In einem Brief hatte ich gefragt, ob es nicht möglich sei, dass mein Großvater Heinrich Voß den damals „neuen“ Museumswagen einmal fahren könne. Durfte er. Danke an die Hamburger Hochbahn AG. Und danke auch an Erik Kamsties, ein guter Freund, der damals die Fotos gemacht hat.
Das Hamburger Abendblatt berichtete am 01. Juni 1979 ausführlich über die Fahrt meines Großvaters.