Verbraucherzentrale klagt gegen Facebook

MDR INFO, 10.12.12
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Klagen über Facebook gibt es genug. Klagen gegen Facebook weniger. Nun klagt die Verbraucherzentrale, der Bundesverband in Berlin. Es geht – wie so oft – um mangelnden Datenschutz.

Die Verbraucherzentrale hatte Facebook bereits abgemahnt. Das Ergebnis: Kein „Gefällt mir“-Klick, sondern viel schlimmer: Keinerlei Reaktion. Nur wurde Klage eingereicht gegen Facebook in Irland – denn dort sitzt die Europazentrale des Anbieters. Konkret geht es um das bei Facebook vorhandene App-Zentrum. Hier gibt es Spiele und sonstige Zusatzfunktionen, die von Fremdfirmen programmiert und betrieben werden. Alles natürlich mit der Erlaubnis und mit viel Hilfe von Facebook.  Aus diesem App-Zentrum wandern Daten der Facebook-Nutzer hinüber, zu den Fremd-Firmen, ohne das die Nutzer ausreichend informiert werden – findet zumindest  Carola Elbrecht vom Bundesverband der Verbraucherzentralen:

Standardmäßig steht hier immer, dass allgemeine Informationen weitergegeben werden an den Betreiber. Dann oftmals auch die E-Mailadresse, irgendwelche Statusmeldungen, aber auch Spielstände und mehr. Also, ist noch völlig offen formuliert. Wir wissen auch nicht, was das heißt, wenn noch mehr Daten weitergegeben werden. Da ist natürlich völlig intransparent.

MDR INFO probierte dies einmal aus. Die eigene E-Mailadresse wird offenbar standardmäßig an die Fremdanbieter weitergeleitet. Außerdem  – so wörtlich – „allgemeine Informationen“. Ein Klick auf das dahinter liegende Fragezeichen führt auf eine neue Seite namens „Datenverwendungsrichtlichtlinie„. Hier heißt es – und es wird im Facebook-Jargon sofort gedutzt -, dass die Anbieter  „unter anderem deine Nutzerkennnummer sowie die Nutzerkennnummern deiner Freunde und deine öffentlichen Informationen“ erhalten. Mit anderen Worten: In dem Moment gibt man nicht nur seine eigene Identität Preis, sondern auch die seiner Freunde. Im Zusammengang mit der E-Mailadresse, die oftmals den tatsächlichen Namen beinhaltet, erhalten die Spieleanbieter damit ungeahnte Möglichkeiten.

Es ist durchaus möglich, dass dann aus den unterschiedlichsten Quellen dann eben diese Daten zusammengeführt werden. Dann bin ich nicht nur Lieschen, auf Facebook, sondern heiße Lieschen Müller. Mann kann dann schnell darauf schließen, dass ich seit fünf Jahren einen festen Freund habe, 1980 geboren wurde und Krimis gerne lese. Und dann wird’s natürlich schon datenschutzrechtlich problematisch.

Facebook schickte MDR INFO lediglich eine schriftliche Stellungnahme. Darin zeigte man sich erstaunt darüber, dass die Verbraucherzentrale öffentliche Gelder nutze, um rechtliche Schritte zu kleinen Detailfragen einzuleiten. Außerdem wird auf die bereits erwähnte „Datenverwendungsrichtlinie“ hingewiesen.

Wir stellen umfassend transparente Informationen und Kontrollmöglichkeiten hinsichtlich der Frage, wie Applikationen auf Facebook funktionieren, zur Verfügung und erklären dies ausführlich in unserer Datenverwendungsrichtlinie.

Mit keinem weiteren Wort erklärt Facebook allerdings, weshalb die Vorwürfe der Verbraucherzentrale über die schlechte Information unzutreffend seien.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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