Beitrag bei MDR INFO
Gespräch auf MDR INFO mit Sven Kochale
Unister, das ist die Firma hinter der Internetangebote wie ab-in-den-urlaub.de oder fluege.de stehen. Das Leipziger Unternehmen verkauft im Internet mehr Reisen, als jedes andere Unternehmen in Deutschland. Doch Unister sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Nun ist es wieder soweit. Die beiden Firmengründer streiten sich in einem öffentlichen Briefwechsel.
Es ist die Geschichte zweier Studenten, die zunächst gemeinsam 2002 in Dessau und dann später in Leipzig eine Internetfirma hochzogen. Gemeinsam machten sie diese zum erfolgreichsten Internet-Reise-Vermittler in Deutschland. Nun kämpfen sie – wieder gemeinsam – , aber gegeinander. Jetzt schrieb einer von beiden, Daniel Kirchhof, einen Brief, den das Handelsblatt am Montag veröffentlichte. Darin heißt es unter anderem:
„Die Erosionsprozesse und Zentrifugalkräfte im Unternehmen [nehmen] zu.“ – „[Es] ist ein hohes Maß an Realitätsverlust in der Geschäftsführung zu konstatieren.“ – „Ich musste zudem zur Kenntnis nehmen, dass offenbar seit langem erhebliche Aufwendungen […] getätigt werden, um Mitarbeiter, Gesellschafter und Geschäftspartner in rechtswidriger Weise mit geheimdienstlichen Methoden überwachen zu lassen.“
Das Handelsblatt berichtet außerdem über erhebliche finanzielle Engpässe bei Unister.
Dem widerspricht der andere Gründer, Geschäftsführer Thomas Wagner, – ebenfalls in einem Brief – heftig. Vor das Mikrofon möchte er allerdings nicht treten und lässt Unternehmenssprecher Dirk Rogl sagen:
An diesen Vorwürfen ist schlichtweg gar nichts wahr. Sie sind nicht herleitbar. Wir haben auch noch gewisse Zweifel, dass sie aus der Feder unseres Mitgründers stammen. Und wir halten es für sehr gerechtfertig, uns dort zu positionieren und die Vorwürfe auf das Schärfste zurückzuweisen.
In dem Brief wirft Thomas Wagner seinem ehemaligen Mit-Studenten weiter vor, Unternehmensgelder in – so wörtlich – „nicht unerheblicher Größenordnung veruntreut zu haben.“ Im Juni waren Thomas Wagner ähnliche Vorwürfe gegen seinen Geschäftspartner, nämlich Geschäftsgeheimnisse zu verraten, gerichtlich verboten worden.
Nun will sich Unister vollständig von Daniel Kirchhof trennen. Dazu erläutert Unternehmenssprecher Dirk Rogl:
Es gibt einen Gesellschafterbeschluss, der einen Ausschluss von Herr Kirchhof aus dem Gesellschafterkreis vorsieht. Dieser Prozess ist angestoßen im Unternehmen und bedarf jetzt der weiteren Bearbeitung.
Bearbeitet wurden dagegen bereits die Entlassungspapiere von 54 Mitarbeitern. Sie erhielten betriebsbedingte Kündigungen. Andere gingen offenbar freiwillig. Das Unternehmen hat inzwischen nur noch 1.400 Mitarbeiter – mindestens 400 weniger als noch zu Höchstzeiten. Dahinter steckt das betriebsintern „Unister 3.0“ genannte Verschlankungsprogramm, mit dem kräftig Geld eingespart werden soll.
Der Streit der Unister-Gründer geht aber wohl weiter. Gemeinsam – wie es bei ihnen üblich ist. Ein Ende – der Streitereien zumindest – ist nicht in Sicht.