Das Leipziger Internetunternehmen Unister wird zehn Prozent seines Personals abbauen. Das hat ein Firmen-Sprecher heute dem MDR bestätigt. Zu der Firma gehören unter anderem die Internetportale „Ab in den Urlaub“ und „Fluege.de“.
Im Barfußgäßchen in Leipzig herrscht zur Zeit keine gute Stimmung. Hier ist die Firmenzentrale von Unister. Das Firmenmotto „Ab in den Urlaub“ hat dort gerade einen sehr bitteren Beigeschmack. 300 Kollegen sollen gehen, befürchtet ein leitender Mitarbeitern gegenüber dem MDR. Doch die offizielle Version sieht anders aus – Unternehmenssprecher Dirk Rogl:
Nein, die Zahl kann ich sogar dementieren. Es wird sich, vorbehaltlich unserer Gremien, wir sind noch in der finalen Abstimmung des Programms, um etwa 150 Mitarbeiter handeln, von denen wir uns trennen werden. Hinzu kommt die natürliche Fluktuation in einer deutlich kleineren Größenordnung. Von 300 Mitarbeitern werden wir uns nicht trennen. Garantiert nicht.
Ab Montag sollen die Mitarbeiter informiert werden, die gehen müssen. Tatsächlich verabschiedet sich der Leipziger Internetriese bereits seit einiger Zeit von Kollegen – zu Hochzeiten arbeiteten hier 1.900 Mitarbeiter, das ist aber schon lang her. Dirk Rogl:
Ich glaube, dass wir im vergangenen Jahr einen Peak mit 1.700 Mitarbeiter hatten. Das heißt, wir haben uns auch jetzt schon von einzelnen Stellen getrennt.
Zur Zeit arbeiten noch gut 1.500 Mitarbeiter bei Unister – also innerhalb eines Jahres bereits 200 Personen weniger. Woran liegt das? Ein leitender Mitarbeiter, der nicht erkennbar sein möchte, bestätigte MDR INFO in einer E-Mail:
Unister führt derzeit Maßnahmen zur Einsparung von Kosten durch. Offensichtlich ist dies der dramatischen finanziellen Lage geschuldet, welche mindestens dadurch sichtbar ist, dass keine Rechnung pünktlich gezahlt wird. Grundsätzlich wurde ein System etabliert, welches quasi alle Forderungen als sog. Sonderzahlungen deklariert und dann nur mittels direkte Freigabe durch die Geschäftsleitung beglichen werden.
Unister betont: Es gibt keine finanziellen Probleme. Wohl aber würde man zur Zeit die Effizienz des Unternehmens durchleuchten, wie Unternehmenssprecher Dirk Rogl erklärt:
Unister ist rasant gewachsen, wie Sie wissen, seit 12 Jahren. Teilweise auch unkontrolliert gewachsen, das muss man auch sagen. Es ist erstmalig, dass wir uns als Unternehmen wirklich fokussiert auf das Thema Effizienz schauen, und nicht mehr nur auf rasantes Wachstum.
Künftig soll Unister sich auf ein Kerngeschäft konzentrieren. Die Reisesparte will man davon abtrennen
Wir fokussieren uns auf die Bereich, die uns richtig Spaß machen. Wir evaluieren gerade, welche Bereiche das sind. Dazu gehören sicherlich auch technologische Innovationen, wie unsere semantische Suchtechnologie, wie unsere Marketingtechnologie, auch wie einzelne Portale. Aber wir konzentrieren uns nicht mehr auf alles. Das ist das neue.
Ganz offensichtlich: Ein künftiges Aufgabengebiet für Unister wird noch evaluiert – sprich: gesucht. Eines steht aber fest: Die einzig wirkliche Einnahmequelle des Unternehmens, das Reisegeschäft, wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen. Es soll für möglichst viel Geld verkauft werden – und das schon seit einigen Monaten. Nur Interessenten gibt es noch nicht.