Unter den Flüchtlingen, die derzeit nach Deutschland kommen, sind auch viele, die unter 18 Jahre alt und ohne Eltern unterwegs sind. Ihre Zahl steigt drastisch an: 2014 waren es deutschlandweit knapp 4.400 Minderjährige ohne Familie, die einen Asylantrag stellten. Im letzten Jahr waren es dann bereits 14.400 Anträge. Die zuständigen Kommunen suchen nun Gastfamilien. Was diese erwartet, was sie mitbringen müssen und wer die Ansprechpartner sind, habe ich hier einmal zusammegefasst.
Kerstin Kuhn ist für viele minderjährige unbegleitete Flüchtlinge die erste Anlaufstelle in der Stadt Dresden. Sie leitet die sogenannte Clearingstelle des Jugendamtes. Hier werden Herkunft, Alter und mögliche gesundheitliche Probleme ermittelt. Außerdem bekommen die Minderjährigen einen Vormund, der Entscheidungen für sie fällt. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Doch für Kerstin Kuhn ist die wichtigste Aufgabe, die Angehörigen der Jugendlichen zu finden.
Das ist eigentlich immer wieder so die Freude, die wir im Alltag haben, wenn wir dann so die freudigen Gesichter sehen, wenn also dann die Jugendlichen da ihre Geschwister oder Verwandte oder ihre Eltern gar in die Arme schließen.
Doch in den meisten Fällen bringen die Recherchen bei anderen Jugendämter, den Ausländerbehörden und auch im Ausland keine Lösung für den Minderjährigen.
Wir erfragen dann: Wo sind sein Eltern? Hat er die vielleicht auf der Flucht verloren? Oftmals müssen wir leider auch erfahren, dass sie in den Herkunftsländern verstorben sind.
Für Kerstin Kuhn und ihre Kollegen ist das keine einfache Situation. Das weiß auch die sächsische Sozialministerin Barbara Klepsch, die selbst in den Aufnahmestellen für unbegleitete Minderjährige war.
Mir sind junge Jugendliche begegnet – der Altersschnitt war so zwischen 12 und 18 -, die sehr aufgeschlossen und sehr freundliche waren, wo man aber auch gemerkt hat, dass sie wirklich einen sehr, sehr großen Rucksack mit sich herumtragen. Also, die wirklich auch ein Schicksal auf sich geladen haben, und hier bei uns jetzt Zuflucht suchen.
Zuflucht gefunden haben in Dresden zurzeit 317 jugendliche Flüchtlinge. Sie sind in Jugendherbergen und bei freien Trägern untergebracht. Doch können sie dort gut betreut werden und hat Dresden dafür zusätzliches Personal eingestellt? Claus Lippmann, der Leiter des Jugendamtes kritisiert die Situation zaghaft.
Das Personalamt bemüht sich ganz stark, die Bedarfe abzudecken. Allerdings muss man natürlich dazu sagen, dass die verfügbaren Fachkräfte auch in Dresden knapp werden.
Da könnten auch Gastfamilien mithelfen, die nun gesucht werden. Allerdings nicht nur wegen möglicherweise fehlender Mitarbeiter.
Wir sind darüber sehr dankbar, dass sich da relativ viele Dresdner Familien gemeldet haben. Und die Gastfamilien sind dann dafür zuständig für die Wahrnehmung der Schulpflicht, für ärztliche Versorgungsmaßnahmen, für das tägliche Leben etc.
Bislang sind allerdings nur drei Jugendliche in Dresden bei Gastfamilien untergebracht, zwölf sollen demnächst folgen. Sie müssen genug Wohnraum haben, um eine zusätzliche Person aufnehmen zu können. Finanziell hilft die Stadt mit monatlich 675 Euro. Von diesem Geld müssen dann Essen, Unterbringung und Kleidung bezahlt werden. Auch andere Städte und Landkreise suchen übrigens Gastfamilien. Ansprechpartner sind immer die Jugendämter.