Telekom verzwanzigfacht Kapazität am Internetknoten Frankfurt

02.02.15 (MDR INFO) – Die Telekom will mit mehr Präsenz am Internetknoten in Frankfurt das Internet sicherer machen. Das ist fast ein Widerspruch, denn genau an dieser Stelle soll der US-Auslandsgeheimdienst NSA Internetdaten illegal kopiert und umgeleitet haben, ebenso die deutschen Kollegen vom BND – und in beiden Fällen war ausgerechnet die Telekom in den Verdacht geraten, die technische Hilfe dafür geboten zu haben.

Ich habe einmal hinter die Kulissen dieses Deals geguckt.

Fangen wir mit einem Beispiel an: Ein Straßenbahnnetz besteht aus vielen Linien, an deren Kreuzungen Umsteigepunkte oder Umsteigeknoten sind. Da kann man von einer Linie auf eine andere Linie umsteigen und die Richtung wechseln. Ähnlich ist das beim Internet: Hier heißen die Umsteigepunkte einfach Internetknoten. Und statt der Straßenbahnen bewegen sich dort Dateien – weltweit und auf ganz unterschiedlichen Wegen. An den Knoten können sie die Richtungen wechseln – wohin, das entscheiden dann sogenannte Router mit ihren Einstellungen. Genau da setzt die Telekom an, wie Philipp Blank, Pressesprecher des Unternehmens, erläutert.

Und da ist es eine Frage der Einstellung, der Routing-Tabellen, dass sie eben den möglichst kurzen Weg einschlagen und nicht den möglichst günstigen, so wie es heute der Fall sein kann, weil der möglichst günstige Weg kann zum Teil über den europäischen Rechtsraum hinausführen.

Das Verlassen des europäischen Rechtsraums will die Telekom verhindern: Mails und Dateien die von Absendern aus Deutschland zu Empfängern in Europa geschickt werden, sollen nicht über Knoten in den USA geleitet werden, sondern in Europa bleiben. Und da will die Telekom nun europaweit mehr Anbieter ins Boot holen.

In Frankfurt sitzt der weltweit größte Internetknoten mit Namen DE-CIX, der von überall in der Welt erreichbar ist. Hier hat die Telekom ab sofort mehr Server und kann 20 mal mehr Daten verarbeiten, als noch vor wenigen Wochen.

Im Netz der Telekom ist schon heute sichergestellt, dass Daten den möglichst kurzen Weg gehen, um zum Empfänger zu kommen. Das können wir aber nicht für alle garantieren. Deswegen ist unser Vorschlag eine Selbstverpflichtung. Dafür werben wir. Und um den Wettbewerbern mehr Möglichkeiten dafür zu geben, gab es die Forderung von ihrer Seite: Schaltet euch doch bitte stärker am DE-CIX an.

Der Frankfurter Internetknoten wird damit so etwas wie ein europäischer Hauptbahnhof für das Internet. Hier soll künftig die Übergabe der Daten zwischen den unterschiedlichen Internetanbietern in Europa und der Telekom stattfinden, um die Daten dann nicht über das außereuropäische Ausland zu verschicken. Doch kann die Telekom die Sicherheit der Daten garantieren, Philipp Blank?

Es gibt keinerlei Kooperation mit ausländischen Geheimdiensten. In keiner Form.

Allerdings wird der Telekomsprecher schon deutlich zurückhaltender, wenn es um deutsche Geheimdienste geht – und räumt die Zusammenarbeit mit dem deutschen Auslandsnachrichtendienst ein:

Was unsere Kooperation mit dem BND angeht: Da sind wir an das Gesetz gebunden. Das Gesetz verpflichtet uns zu einer Kooperation und soweit wir gesetzlich dazu verpflichtet sind, halten wir das natürlich auch ein.

Die Mails sollen künftig in Europa bleiben, so dass sie den hiesigen Datenschutzregeln unterliegen und beispielsweise nicht den us-amerikanischen Gesetzen. Ob die Daten allerdings dann über deutsche Geheimdienste, wie dem BND, doch ins Ausland weitergeleitet werden, darauf hat auch die Telekom keinen Einfluss.