Sachsen: Bus mit Asylbewerbern durch Straßensperre gestoppt

In Clausnitz wird ein Bus mit Flüchtlingen gestoppt
In Clausnitz wird ein Bus mit Flüchtlingen gestoppt
In Mittelsachsen wurde gestern Abend ein Bus mit Asylbewerbern durch eine Straßensperre gestoppt und durch 100 Personen aufgehalten. Dabei kam es zu bedrohlichen Situationen, wie ein Internetvideo zeigt.

Gestern Abend 19 Uhr 20 in Clausnitz im Erzgebirge.

Wir sind das Volk! Wir sind das Volk!

Mit diesem symbolträchtigen Spruch versuchen 100 Menschen mitten in dem Ort einen Bus mit Flüchtlingen und Asylbewerbern zu stoppen. Zusätzlich gibt es noch eine regelrechte Straßensperre, wie Polizeisprecher Rafael Scholz erzählt:

Die Zufahrt zur Unterkunft war mit drei Fahrzeugen blockiert: mit einem Traktor, einem Klein-LKW und einem PKW

Eine Gruppierung namens „Döbeln wehrt sich“ hält die Geschehnisse mit einem Video fest und veröffentlicht das einige Stunden später im Internet. Darauf ist zu sehen, wie die Menschen den Bus bedrängen. Dann versucht ein Junge auszusteigen er hat deutlich Angst. Dahinter ist eine Frau zu sehen. Auch ihr steht die Angst deutlich im Gesicht.

Michael Funke ist Bürgermeister von Rechenberg-Bienenmühle. Clausnitz gehört zu seiner Gemeinde. Er steht mit dabei, als vor Ort das Chaos ausbricht, denn er wollte die Flüchtlinge eigentlich begrüßen:

Der Großteil der Lautstarken waren Demo-Touristen, die ich persönlich nicht kannte. Und der Großteil der Leute war aus dem Ort, aber die waren vollkommen ruhig.

Funke distanziert sich eindeutig.

Ich schäme mich auch dafür, muss ich echt sagen, für das, was dort abgegangen ist. Es ist für mich gar nicht nachvollziehbar.

Doch der Bürgermeister versucht auch zu analysieren, woran es gelegen haben könnte.

Das galt nicht – zumindest für den ganz, ganz großen Teil der Leute – nicht gegen die Flüchtlinge, nicht gegen die Menschen im Bus, sondern einfach gegen die große Politik.

Der für Mittelsachsen zuständige Landrat Michael Damm wird noch deutlicher:

Eine solche Art der Proteste verurteile ich auf das Schärfste. Man kann zum Thema Asyl unterschiedliche Meinungen haben, aber es kann nicht sein, dass Asylsuchende und besonders Kinder so verängstigt und bedroht werden. Das geht einfach zu weit.

Eineinhalb Stunden bleibt der Bus auf der Straße stehen. Erst dann gelingt es 30 Polizisten den Weg freizubekommen. Eine weitere Stunde später, um 22:00 Uhr, können die nicht einmal 40 Flüchtlinge ihre Unterkünfte beziehen.

Unter dem Video der Gruppierung „Döbeln wehrt sich“ stehen bei Facebook am Mittag weit über 1.000 Kommentare, die sich hauptsächlich gegen die Belagerung des Busses und gegen Ausländerfeindlichkeit richten. Dann wird das Video plötzlich gelöscht und auch die Facebook-Seite der Gruppierung geht vom Netz.