Sachsen-Anhalt hat angekündigt, den Auftritt des Landes bei Facebook einzustellen. Das Land verlässt damit die derzeit erfolgreichste SocialMedia-Plattform. Bei MDR Aktuell kommentierte ich das.
#moderndenken – so lautet der aktuelle Sachsen-Anhalt-Slogan – auch auf der Facebook-Seite des Landes. Heute kam dort das Wort „offline“ hinzu. Die Staatskanzlei bestätigt den geplanten Facebook-Ausstieg und begründet das mit fehlendem Datenschutz.
Klingt, als hätte sich die Staatskanzlei als Betreiber der Facebook-Seite sehr viel Sinnvolles überlegt. Denn Datenschutz ist wichtig.
Doch… wessen Daten werden eigentlich besser geschützt, wenn die Sachsen-Anhalt-Seite bei Facebook geschlossen wird? Die der Nutzer? Fehlanzeige – denn die Nutzer bleiben ja weiter bei Facebook aktiv. Also die Daten Sachsen-Anhalts? Themen wie das Familienhaus in Magdeburg, der Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg und die Wünsche des Innenministers an die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft? Das sind wohl kaum Daten, die irgendwie schützenswert sind. Im Gegenteil: Das ist Öffentlichkeitsarbeit. Diese Informationen sollen möglichst weit verbreitet werden.
Also geht es dem Land Sachsen-Anhalt offenbar um das Prinzip. So heißt es auch in der offiziell letzten Veröffentlichung, Facebook sei vor einem Jahr verurteilt worden, den Seitenbetreibern Einblick in die gespeicherten Daten zu geben. Das wäre nicht geschehen und deshalb würde man die Facebook-Fanpage jetzt zeitnah deaktivieren.
Klingt so, als hätte sich die Staatskanzlei tatsächlich Gedanken zum Ausstieg aus Facebook gemacht.
In der Pressemitteilung des Bundeslandes heißt es weiter – ich zitiere wörtlich: „Das Land Sachsen-Anhalt ist jedoch weiterhin auf Twitter, Instagram und Youtube aktiv…“ Ah, bei Twitter und Youtube gibt es also keine Datenschutzbedenken? Hhm, war da nicht auch was? Und überhaupt: Was ist denn mit Instagram? Der Dienst gehört Facebook und hat dieselben Datenschutzregelungen. Trotzdem will Sachsen-Anhalt dort weiterhin aktiv bleiben?
Klingt so, als hätte sich die Staatskanzlei … hmmm…. beim Ausstieg aus Facebook doch nicht so viele Gedanken gemacht….
Zumindest betreiben viele Mitglieder der Landesregierung ihre eigenen Seiten bei Facebook weiter, wie Arbeitsministerin Grimm-Benne, Innenminister Stahlknecht, Umweltministerin Dalbert, Finanzminister Schröder und Bildungsminister Tullner. Auch die an der Regierung beteiligten Landesverbände von CDU, SPD und Grünen haben ihre eigenen Facebook-Seiten. Damit wird fleißig informiert, Wahlkampf betrieben und mit der Bevölkerung diskutiert. Denn trotz Mitgliederverlust ist Facebook noch immer das am häufigsten genutzte Portal in den sogenannten Sozialen Medien.
Klingt so, als bräuchte die Staatskanzlei beim Umgang mit Facebook, Nachhilfe von ihren eigenen Ministern. #moderdenken oder modern kommunizieren geht jedenfalls anders.