14. Juli 2016, 10:51 Uhr – ein kleines Flugzeug fliegt von Italien kommend in den slowenischen Luftraum ein und setzt einen Notruf ab: Die Flügel seien vereist. Wenige Minuten später stürzt die Maschine ab. Neben dem Piloten sterben dabei die drei Fluggäste: Unister-Gründer Thomas Wagner, ein Mitgesellschafter und ein Finanzberater. Sie hatten Stunden zuvor versucht, in Venedig einen sehr ungewöhnlichen Kredit für das finanziell angeschlagene Unternehmen aufzunehmen. Ein Betrug, wie sich später herausstellte. Bevor sie das Geld bekamen, zahlten sie 1,5 Millionen Euro in bar an. Damit sollte eine sogenannte Ausfallversicherung finanziert werden. Danach wurde die Kreditsumme in einer anderen Währung ausgezahlt, wie Präsidialrichter Johann Jagenlauf vom Landgericht Leipzig erzählt:
Bei diesem Kreditvertrag sollen die Geschädigten Bargeld vermeintlich in höherem Umfang erhalten haben, wobei allerdings nur wenige Scheine der übergebenen Geldbündel Originale waren und der Rest aus Falsifikaten bestand.
Falschgeld statt Bargeld – die Unister-Vertreter wurden eiskalt betrogen. Und der Täter verschwand spurlos mit dem Geld für die sogenannte Ausfallversicherung. Rip-Deal nennt sich diese Betrugs-Art in Fachkreisen. Unister-Gründer Thomas Wagner blieb nur noch der Gang zur italienischen Polizei. Die nahm eine Anzeige auf und das Falschgeld in Verwahrung. Danach stiegen die drei dann in das Privatflugzeug, mit dem sie Leipzig nie erreichen sollten.
Für den Unister-Mitgründer Daniel Kirchoff bleiben weiter Fragen offen. Dem MDR sagte er im Oktober 2016:
Ich kann bis heute mir nicht erklären, warum das so gemacht worden ist. Was man dann in Venedig vereinbaren wollte, mit wem auch immer, das klingt für mich alles so surreal so, unglaublich, dass ich mir eigentlich die Frage stellen muss: Wer hat das auch im Unternehmen gewusst? Und wer hat das geprüft? Es ist auch ein untypisches Verhalten von dem Thomas damals gewesen. Kreditverträge hat immer jemand geprüft – also immer ein Rechtsanwalt, eine Rechtsanwaltskanzlei.
Fragen, die nun vor dem Landgericht Leipzig beantwortet werden sollen. Doch das ist nicht so einfach, meint Präsidialrichter Johann Jagenlauf:
Das Verfahren richtet sich jetzt nur gegen den einzigen jetzt angeklagten Mann. Der mutmaßliche Mittäter konnte bislang nicht aufgegriffen werden.
Und genau dieser Mittäter, ein angeblicher Diamantenhändler aus Israel, ist es, der mit dem Geld in Venedig entkam. Der Angeklagte aus Nordrhein-Westfalen soll das Geldgeschäft lediglich vermittelt haben. Er sitzt bereits seit Juli 2016 in Haft.