Knapp zwei Wochen ist es her, da ging der jüdische Sänger Gil Ofarim in die Öffentlichkeit und beschuldigte Mitarbeiter des Westin-Hotels in Leipzig des Antisemitismus. Am Empfang sei ihm gesagt worden: „Packen Sie den Stern ein“, so sein Vorwurf. Gemeint war offenbar ein David-Stern. Der „Bild am Sonntag“ vorliegende Video-Aufnahmen aus dem Hotel lassen Zweifel an der Aussage des Sängers aufkommen. Michael Voß fasst zusammen.
Die Aufnahmen der Überwachungskamera des Westin Leipzig zeigen den Sänger Gil Ofarim an einem Auto und später in der Hotelhalle. Auch das Gespräch an der Rezeption wird festgehalten – aus Datenschutzgründen aber ohne Ton. Auf den Bildern, die die „Bild am Sonntag“ abdruckt, ist der Sänger gut zu sehen. Nur trägt er keine Kette mit einem David-Stern.
Diese aber trug er, als er einen Tag später, am 5. Oktober, in einem weltweit beachteten Video bei Instagram dem Hotel Antisemitismus vorwirft. Ofarim, der jüdischen Glaubens ist, sagt, dass andere Personen vorgezogen wurden, während er vor der Rezeption warten musste. Dabei trägt er deutlich sichtbar den David-Stern an einer Kette, hebt ihn sogar extra an.
Ich stehe hier mit meiner Kette. Steht mir zu. Mache ich schon mein Leben lang. Und eine Person nach der anderen wird vorgezogen. Und ich verstehe nicht, warum.
Gil Ofarim, Sänger, auf Instagram
Als der Sänger dann schließlich an der Rezeption bedient wird, beschwert er sich nach eigenen Worten beim Mitarbeiter W. darüber. Wörtlich heißt es dann in dem Video weiter:
Und dann ruft irgendeiner aus der Ecke: ‚Pack deinen Stern ein.‘ Und dann sagt der Herr W.: ‚Packen Sie ihren Stern ein.‘
Gil Ofarim, Sänger, auf Instagram
„Bild am Sonntag“ fragte Gil Ofarim nun, weshalb auf dem Video die Kette mit dem David-Stern nicht zu sehen sei. Seine Antwort ist in der aktuellen Ausgabe abgedruckt:
Es geht hier nicht um die Kette. Es geht eigentlich um etwas viel Größeres. Da ich oft mit dem Davidstern im Fernsehen zu sehen bin, wurde ich aufgrund dessen beleidigt.
Gil Ofarim, Sänger, in der „Bild am Sonntag“
Die zuständige Staatsanwaltschaft Leipzig will die Videobilder nicht kommentieren. Zu deren Herkunft lägen den Ermittlungsbehörden keine Erkenntnisse vor, heißt es in einer Mail an den MDR. Bei der Staatsanwaltschaft vorliegendes Videomaterial müsse noch ausgewertet werden.
Der beschuldigte Hotelmitarbeiter hatte bereits durch seinen Anwalt mitteilen lassen, dass sich der Vorfall anders abgespielt habe, als durch den Sänger geschildert.
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