Würden Sie für eine Fernsteuerung ihres Fernsehers, die nach 18 Stunden ihren Geist aufgibt und die statt aus Plastik aus Gold produziert wurde, 18.000 Euro bezahlen? Nein? Ich auch nicht.
Doch wahrscheinlich werden wir jetzt etwas Ähnliches erleben. Die Apple-Watch ist eigentlich nichts besseres, als eine – zugegeben – sehr luxuriöse Fernsteuerung für einen Gegenstand der – sagen wir mal – 10 bis 50 Zentimeter weit entfernt ist. Denn ohne das iPhone in der Hosentasche wird auf der Apple-Watch maximal noch die Zeit angezeigt.
Und das auch nicht einmal einen Tag lang. Dann ist der Akku leer, die Uhr nur noch unnützer und – in der Gold-Version – schwerer Ballast am Handgelenk, bis ein Stecker für das Laden weiterhilft.
Dafür also soll der Nutzer in der Luxusausgabe bis zu 18.000 Euro zahlen. Oder, wenn man auf das Gold verzichten kann, dann in der Aluminium –Version nur noch schlappe 399 Euro.
Apple betritt mit dieser Uhr neue Welten für den eigenen Konzern – aber das Unternehmen bleibt seiner Linie treu. Ein wenig anderes, als die anderen, exklusiver, und bei gleicher Leistung viel teurer als die anderen – dafür mit mehr Stil, einem exzellenten Ruf und einen gutem Marktwert.
Apple muss man mögen – und dann müssen die Produkte eben nicht besser sein, als die von der Konkurrenz.
Doch diesmal lehnt sich Apple sehr weit hinaus. Herkömmliche Uhren gibt es viele im Luxussegment. Und die zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie vieles können, was die Apple-Watch nicht kann: überall funktionsfähig, gelände- und tiefenwasser-sicher und – im wahrsten Sinne des Wortes – rund um die Uhr im Betrieb. Herkömmliche Luxus-Uhren sind mit Wertsteigerungen verbunden und typische Sammlerstücke.
Und digitalen Uhren? Sie verlieren schon innerhalb weniger Monate an Wert, weil die Technik veraltet. Und vor allem gibt es da viel leistungsfähige Kokurrenz, denn Apple kommt sehr spät auf den Markt. LG hat beispielsweise gerade eine Uhr vorgestellt, die sogar das Funktelefon inklusive hat, die also keine Fernsteuerung ist, sondern das Smartphone direkt am Handgelenk ersetzt.
Für mich hat Apple den Uhren-Start verpasst und versucht jetzt mit dem Prädikat „ganz teuer“ zumindest den Umsatz – auch bei wenigen Verkäufen – nach oben zu pushen. Aber Innovation sieht anders aus.