IFA 2012: Die dritte Dimension ohne Brille

MDR INFO, 01.09.12
Alte Filme kommen wieder ins Kino.  3D macht es möglich. Auch auf der Internationalen Funkausstellung, der IFA, in Berlin ist 3D der Schlager – 60 Prozent aller Fernsehgeräte können 3D zeigen. Doch hier geht es nicht um alte Kassenschlager, nein, es gibt Neuigkeiten: Die bislang unverzichtbare Brille verschwindet – zumindest in Einzelfällen.

3D und Brille, das ist bislang  wie Kochtopf und Deckel – beides braucht jeweils das andere. Niemand ziert sich eine noch so hässliche Brille aufzusetzen, wenn er damit die dritte Dimension sieht – also dass, was wir eigentlich tagtäglich im realen Leben auch sehen. Am Messestand der Fraunhofer-Gesellschaft steht Ralf Tanger vom Heinrich-Hertz-Institut. Er beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Phänomen 3D und für ihn ist die Brille überflüssig:

Das ist auch was, was wir an unserem Stand seit vielen Jahren hören: Wenn wir brillenlose Geräte zeigen, dass eigentlich die Brille nicht wirklich gewollt ist – zumindest von vielen Leuten.

Eigentlich will sie also niemand, diese Brille. Dabei haben die Wissenschaftler schon seit Jahren eine Technik entwickelt, bei der auch ohne Brille 3D gesehen werden kann. Die Trennung der verschiedenen Ansichten für beide Augen erfolgt dabei direkt auf dem Monitor und nicht erst mit Hilfe einer Brille.

Toshiba ist nun der erste Konzern der mit einem solchen Gerät in die Produktion gegangen ist, wie Frank Eschholz als zuständiger Manager ein paar Messehallen weiter stolz erklärt:

Das ist der Toshiba 55 ZL2. Das Gerät wird seit März verkauft im deutschen Handel und das ermöglicht erstmalig 3D-Genuss ohne Brille, weil: die Brille stört immer. Deswegen sind auch Kontaktlinsen so beliebt bei den Menschen.

Doch der kritische Reporter hat ein Problem, den 3D-Effekt so richtig zu erkennen und meint, dass man doch mit den herkömmlichen Brillen viel besser die dritte Dimension  mitbekommt.

Der 3D-Effekt ist in gewisserweise zurückhaltender, als bei den Brillenlösungen. Das hat insofern Vorteile, dass, wenn man bedenkt, dass irgendwas aus dem Bildschirm herausfliegt, ist das oftmals unerwünscht, weil man bei der Filmbetrachtung immer wieder aus dem Geschehen herausgerissen wird, wenn man ganz ehrlich ist.

Die Begründung wird verständlich, wenn man weiß, dass dieser 3D-ohne-Brille-Fernseher 8.000 Euro kostet. Ein paar Ecken weiter sieht man das im wahrsten Sinne des Wortes allerdings ganz anders. Phillips setzt auf weiter auf die Brille – Florian Schuhmann ist der zuständige Marketing-Manager:

Also, der klare Vorteil ist, dass man mit einer Brille von jedem Blickwinkel auf den Fernseher ein gutes 3D-Bild bekommt. Die Brille trennt ja die beiden Bilder, die für das rechte und linke Auge gesendet werden, und die trennt sie halt überall gleich gut.

Doch Phillips forscht auch im Bereich der brillenlosen 3D-Technik.  Ein Prototyp steht versteckt und etwas abgeschirmt in einer Ecke. Doch das Bild ist erstaunlich gut. Ohne Brille – und aus dem richtigen Blickwinkel heraus  – sind die Effekte eben so eindrucksvoll, wie bei den Monitoren mit Brille. Der Nachteil: Das Gerät gibt es noch nicht zu kaufen.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

Schreibe einen Kommentar