IFA 2015: Heute auf der Funkausstellung in Berlin – letzte Woche noch auf Demos in Guatemala

Eduardo Paiz und Juan Castañeda, Mayan Case
Eduardo Paiz und Juan Castañeda, Mayan Case
Erstmals ist eine Firma aus Zentralamerika auf der IFA in Berlin. Das kleine Unternehmen hat seinen Stand direkt neben Intel. Doch die Mitarbeiter denken weniger an das Geschäft, als an die politische Zukunft des krisengeschüttelten Landes. Heute wird dort gewählt, vor wenigen Tagen kam der Präsident aufgrund von Korruptionsverdachtes vom Amtssitz direkt in ein Gefängnis. Ich besuchte die Firma auf der Messe.

Eduardo Paiz ist Geschäftsmann aus Guatemala. Vor wenigen Tagen stand er dort noch auf der Straße, um gegen den wegen Korruptionsvorwürfen inzwischen entmachteten Präsidenten zu demonstrieren. Nun präsentiert er auf Funkausstellung in Berlin bunt gemusterte Handy- und Computer-Hüllen aus dem traditionellen Stoff der Maya-Nachfolger. Mayan Case heißt seine Firma. Stolz erzählt Paiz:

Es ist nicht nur für uns das erste Mal, dass wir auf der IFA sind. Wir sind auch die erste Firma überhaupt, die aus Zentralamerika an der IFA teilnimmt.

Der Stand auf der Funkaustellung ist ein wichtiger Schritt für die kleine Firma, die nur aus sieben Personen besteht. Mayan Case will mit diesem Auftritt in den europäischen Markt einsteigen. Die Stoffe zeigen die klassisch bunten Farben der Mayas. Allerdings haben die Mayas diese Farben erst in der Kolonialzeit von den Spaniern übernommen. Doch noch immer wird die Nationaltracht in dem südlichen Nachbarland Mexikos im Alltag getragen. Anhand der Muster und Farben lässt sich sofort erkennen, zu welchem Dorf die jeweilige Person gehört. Mayan Case kauft die Stoffe in diesen Dörfern auf und lässt sie dann in Fabriken zu Taschen und Hüllen verarbeiten.

Doch Eduardo Paiz‘ Gedanken sind selbst auf der Messe noch in seiner Heimat. In Guatemala wird heute gewählt. Der bisherige Präsident und seine Stellvertreterin sitzen in Untersuchungshaft – sie sollen ein Korruptions-Kartell angeführt haben. Das Volk hat sie mit Demonstrationen aus dem Amt vertrieben.

Guatemala ist jetzt ein neuer Staat. Bereits im April begannen viele friedliche Demonstrationen, an denen ich auch teilgenommen habe. Alle hatten sich versammelt, ohne Rücksicht auf Abstammung oder finanzielle Ausstattung. Wir alle demonstrierten gemeinsam gegen die Korruption.

Für Guatemala, das als eines der gefährlichsten Länder Lateinamerikas gilt, ist das in der Tat etwas Besonderes. Das merkt man auch Eduardo Paiz deutlich an.

Am Tag, als der Kongress über die Immunität des Präsidenten abstimmen sollte, gingen die Menschen mit Rosen auf die Straßen der Hauptstadt. Mit einer Menschenkette baten sie die Abgeordneten höflich und friedlich, den Präsidenten rauszuschmeißen. Wir sind alle ganz stolz, dass wir es friedlich geschafft haben, in einem Land, über das man außerhalb sagt, es sei sehr gefährlich.

Die Abgeordneten hoben die Immunität auf und kurz darauf wurde ein Haftbefehl gegen den Präsidenten erlassen, der dann unter Protest zurücktrat und sich freiwillig stellte. Heute will Eduardo Paiz hier in Berlin die ganze Nacht via Internet die Wahl in Guatemala verfolgen. Aufgrund der Zeitverschiebung wird es erst morgen früh deutscher Zeit ein Ergebnis geben.