„Medienwissenschaft und Medienkultur“ nennt sich die Professur, die Rüdiger Steinmetz an der Uni Leipzig innehat. Seit 1992 verfolgt und erforscht er von hier aus die Medienentwicklung. Den pauschalen Vorwurf gegen die deutschen Medien weist er sofort zurück.
Also, Einheitsmedien und die Gleichschaltung von Medien – das ist ein völlig unqualifizierter Vorwurf.
Ein wichtiges Gegenargument sei die Vielzahl der unterschiedlichen Medien, die es in Deutschland gibt.
Wir haben eine breite Presselandschaft. Wir haben eine sehr breite öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehlandschaft, eine privat-kommerzielle Fernsehlandschaft und ergänzend dazu die sozialen Medien und verschiedene andere Plattformen usw.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger bestätigt das: Deutschlandweit gibt es 344 Tageszeitungen. Darunter die linksgerichtete taz, die konserverative Frankfurter Allgemeine oder die rechtsgerichtete Junge Freiheit.
Hinzu kommen 400 Fernseh- und 420 Radio-Programme. Diese Zahlen stammen vom Statistik-Portal Statista. Wem das nicht reicht, der kann via Internet so gut wie alle weltweiten Medien mitverfolgen.
Doch Rüdiger Steinmetz weist auch auf Punkte hin, die als „Gleichschaltung“ wahrgenommen werden könnten, beispielsweise das Zusammenlegen vieler Zeitungsredaktionen. In diesen Zeitungen sind die regionalen Inhalte zwar unterschiedlich, der nationale und internationale Teil wird aber quer durch Deutschland sehr ähnlich gestaltet.
Das heißt ganz viel Redaktionsvielfalt ist da verloren gegangen. Auf diese Art und Weise könnte es sein, dass es, wenn man die Zeitungen von der Ostsee bis nach Leipzig vergleichend liest, dass man da sehr viel übereinstimmende Inhalte findet.
Ähnlichkeiten bei den Themenauswahl kommen auch zustande, weil die Kriterien professioneller Journalisten dieselben sind: „Was betrifft die meisten Leser, Zuschauer oder Hörer?“ – „ Ist es hier oder in der Antarktis passiert?“ – „Gab es Tote?“ – „Kostet das dem Bürger Geld?“ Antworten auf viele ähnliche Fragen entscheiden, wie ein Thema gewichtet wird. Und diese Fragen werden meist in allen Redaktionen ähnlich beantwortet, obwohl sie voneinander unabhängig sind.
Rüdiger Steinmetz sieht aber auch eine Schuld bei den Journalisten, was den Vorwurf der Einheitspresse angeht und zwar….
…, dass Journalisten auch gerne faul sind. Dass sie immer gerne auch von anderen abschreiben. Also: Da ist sicherlich viel Wahres dran, an dieser Behauptung. Aber es ist nicht richtig, dass es eine Person, eine Gruppe oder eine Institution gibt, die diese Menschen wie Marionetten führen würde.
Auch MDR Aktuell bekommt keine Anweisungen aus Staatskanzleien oder dem Kanzleramt. Das verbietet übrigens das Grundgesetz im Artikel 5, Absatz 1:
Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
Wer versucht, Medien gleichzuschalten, würde damit gegen ein besonders geschütztes Grundrecht, zu den der Artikel 5 gehört, verstoßen. Dagegen könnte jeder Deutsche beim Bundesverfassungsgericht Verfassungsbeschwerde einlegen.