Faktencheck: Entsteht durch den Lufthansa-Einkauf von Air Berlin ein Monopol?

Airberlin-Flieger am Flughafen Teneriffa Süd (Foto: Michael Voß)
Airberlin-Flieger am Flughafen Teneriffa Süd (Foto: Michael Voß)
Die Lufthansa übernimmt große Teile von Air Berlin. Der Vertrag war gestern unterzeichnet worden. Doch wenn die Nummer 1 und die Nummer 2 am Himmel über Deutschland zusammengehen, entsteht dann nicht ein Monopol, was die Ticket-Preise bestimmen kann? Für den Chef der irischen Konkurrenz Ryanair ist das klar. Michael O’Leary sagte schon im September, bei einer Übernahme von Air Berlin werde der Anteil der Lufthansa in Deutschland auf 95 Prozent ansteigen. Ist das wirklich so? Für MDR Aktuell machte ich den Faktencheck.

Lufthansa hat auf den Monopol-Vorwurf sehr schnell reagiert. Im „Politikbrief Spezial“ des Unternehmens, der in diesem Monat herauskam, heißt es:

Insgesamt 160 Fluggesellschaften fliegen von und nach Deutschland und liefern sich dabei einen intensiven Wettbewerb. Die Airlines der Lufthansa Group kommen zusammen auf einen Marktanteil von 34 Prozent; Air Berlin kommt auf 14 Prozent.

Zusammen wären das also 48 Prozent. Und so heißt es über den Lufthansa-Anteil in diesem Info-Brief für Politiker und Entscheidungsträger:

Damit ist klar, dass ihr Marktanteil dauerhaft und deutlich unter 48 Prozent liegen wird – dem Marktanteil von Ryanair in Irland.

Ein kräftiger Seitenhieb von Lufthansa gegen den Konkurrenten Ryanair, die nun beide in ihren Heimatländern gleich stark seien.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Abgesehen davon, dass der Wert nicht unter 48 liegt, sondern genau 48 Prozent beträgt, gibt es noch einen weiteren Trick in der Berechnung. Lufthansa hat sämtliche Flüge in Deutschland zusammengerechnet, also auch die der ausländischen Fluggesellschaften, die nur rein und raus fliegen. Ryanair hat dagegen nur die Flüge berechnet, die Ziele innerhalb Deutschlands miteinander verbinden und kommt deshalb auf einen viel höheren Lufthansa-Anteil von 95 Prozent.

Beides sei egal, sagt der ehemalige Chef der Monopolkommission in Deutschland, Daniel Zimmer. Bei Fluggesellschaften würde bei einem Monopolverfahren jede einzelne Flugverbindung untersucht und das wäre für Lufthansa nicht so leicht.

Viel spricht dafür, dass man auf manchen Strecken große Probleme sieht. Auf einer Strecke wie Köln – München, wo außer den beiden jetzt beteiligten Unternehmen Lufthansa und Air Berlin praktisch niemand fliegt, da läuft das dann zu einer Art Monopol heraus. Da dürfte die Europäische Kommission eher kritisch sein.

Lufthansa argumentiert dagegen: Auf solchen Strecken würde die eigene Tochter
Eurowings künftig gegen Lufthansa antreten. Deshalb sei Konkurrenz vorhanden. Der Kartellrechtler Daniel Zimmer sieht das als Ablenkungsmanöver.

Das Ganze ist ein Konzern. Und die Konzernleitung ist den eigenen Aktionären verpflichtet, die Gewinne zu maximieren. Und dementsprechend ist davon auszugehen, dass sowohl Lufthansa als auch Eurowings in Zukunft eher höhere Ticketpreise nehmen, als in der scharfen Wettbewerbssituation, die bisher mit Air Berlin bestand.

Vieles deutet also auf ein Monopol zum Nachteil der innerdeutschen Fluggäste hin. Vier Monate hat die Europäische Kommission jetzt Zeit, die Vorwürfe zu überprüfen. Sollte sie einen eingeschränkten Wettbewerb entdecken, dann müsste der Kauf nicht unbedingt rückgängig gemacht werden. Es könnten auch Auflagen vorgegeben werden, zum Beispiel Strecken wie Köln-München an andere Mitbewerber abzugeben. Das würde dann eventuell auch wieder dem aktiven Konkurrenten Ryanair zugutekommen.