Knapp 2.500 Einwohner hat die Kleinstadt Schlettau im Erzgebirge. Hier geht es eher geruhsam zu. Doch Schlettau gehört zu den ersten 50 Orten in Deutschland die Vodafone mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G ausrüstet. Warum ausgerechnet Schlettau? Für MDR Aktuell beantwortete ich die Frage.
Es ist Milimeterarbeit auf dem Bahnhofsgelände von Schlettau. Ein Kranfahrer und vier Mitarbeiter sind dabei, den Sendemast für die 5G-Signale aufzubauen. Dabei wird ein besonderes Verfahren genutzt, erläutert Gerd von der Osten, Vodafone-Technikchef für die östlichen Bundesländer.
Das ist ein mobiler Gittermast, den wir verhältnismäßig schnell stellen können. Also, dass hier dauert eine Woche um den Mast aufzubauen.
Gerd von der Osten, Vodafone
Mobil heißt, dass es kein Betonfundament gibt. Der Boden wird lediglich verdichtet und dann wird der 35 Meter hohe Mast am Boden mit Gewichten festgehalten. Das System funktioniert ähnlich wie bei Baukränen, die auch ohne Fundament aufgestellt werden und trotzdem alle Sicherheitsbestimmungen erfüllen. Dieser Aufbau habe einen gewaltigen Vorteil, sagt Gerd von der Osten:
Wenn Sie heute einen statischen Mast bauen, einen Stahlbeton-Mast beispielsweise, brauchen Sie dafür eine Baugenehmigung. Diese Verfahren laufen sehr lange und dann ist schnell ein Jahr rum, bevor Sie dann mit dem Bau anfangen.
Gerd von der Osten, Vodafone
Außerdem geht es hier um einen Versuchsbetrieb, bei dem man das Konzept eventuell auch kurzfristig wieder ändern muss. Hauptkunde ist nämlich der Bahn-Campus, der hier eine 25 Kilometer lange Strecke der Erzgebirgsbahn nutzt. Auf der Strecke sollen Züge unter realen Bedingungen für den fahrerlosen Betrieb getestet werden. Damit das funktioniert, ist für die die Bahn das mobile Netz der 5. Generation wichtig, denn derzeit hängt man noch drei Generationen zurück, erklärt der Technische Leiter des Bahn-Campus, Sören Claus:
Im Bahnbereich wird derzeit noch mit GSM-R gesteuert. GSM-R ist ja eigentlich 2G, wenn man so will. 5G ist der nächste Standard für die Zukunft und mit diesem Standard können wir Anwendungen fast in Echtzeit steuern.
Sören Claus, Smart Rail Connectivity-Campus
So können die fahrerlosen Züge ihre Informationen über die Strecke, über mögliche Hindernisse und über den Standort im selben Moment an den zentralen Computer übermitteln, der die Strecke überwacht. Und der Computer wiederum kann Weichen schalten, Schranken herunterlassen, den Zug stoppen oder auch weiterfahren lassen. Über das 5G-Netz werden diese Informationen weitergegeben, ohne dass ein Mensch die jeweilige Verzögerung wahrnehmen würde. Technisch sei das schon alles möglich. Doch die Feinheiten fehlen noch: So sollen die Züge beispielsweise erkennen, ob es nur ein relativ ungefährlicher Ast ist, der im Wege hängt, oder aber ein gefährliches Stahlseil. Am Bahncampus forschen Mitarbeiter der Technischen Universitäten Dresden und Chemnitz, der Fraunhofer Gesellschaft sowie zahlreicher Forschungseinrichtungen und Bahnunternehmen. Doch wann fährt der erste wirklich fahrerlose Zug auf dieser Strecke?
Wir sind jetzt an der Entwicklung eines solchen Systems für den Hochschulteil. Das hängt jetzt ein bisschen davon ab, wie schnell wir sind. Aber vielleicht zwei, drei Jahre, dann ist es soweit. Dann können wir hier unterwegs sein damit.
Sören Claus, Smart Rail Connectivity-Campus
Dafür, so Sören Claus, müsse das 5G-Netz allerdings entlang der gesamten Strecke aufgebaut werden. Und davon würden dann auch die Anwohner profitierten – vorausgesetzt sie haben ein entsprechendes Handy und wohnen in der Nähe der Strecke. Für die Nachbarn des Bahnhofs Schlettau funktioniert das schon in den nächsten Tagen.