ICE fährt durch das Erzgebirge – Firmen werden der Versuchszug und eine Teststrecke vorgestellt

Bahnhof Wolkenstein
Bahnhof Wolkenstein
Beitrag bei MDR Aktuell

Hunderte von Schaulustigen säumten Bahnstrecke von Leipzig, über Chemnitz ins Erzgebirge,  als dort am gestrigen Nachmittag ein ICE lang fuhr. Dieser hatte sich nicht verfahren – sondern es geht darum, eine Teststrecke für die Zugtechnik der Zukunft einzurichten und Entwicklern zu zeigen. Großer Bahnhof also im Erzgebirge. Für MDR Aktuell war ich mit dabei.

Mit Musik, Stollen und alkoholfreien Glühwein wird der ICE 74442 im Bahnhof Schlettau begrüßt. Auch der Bahnhofchef erlebt solch einen Zug offenbar nicht alle Tage, denn eigentlich fährt hier nur die Erzgebirgsbahn.

Bahnhof Schlettau
Bahnhof Schlettau

Wunderbar. Kaiserwetter. Wie sollte es anders sein. Ich habe mir sagen lassen, der liebe Gott ist auch Eisenbahnfan. So wird es wohl sein. Er ist sicher auch bei der Deutschen Bahn AG tätig. Und es ist immer schönes Wetter, wenn wir hier einen Zug haben. Manchmal regnet es auch.

Bahnhofschef
Bahnhof Schlettau - seltene Zugbegegnung
Bahnhof Schlettau – seltene Zugbegegnung

Bei dem ICE handelt es sich um das sogenannte  „advanced TrainLab“, also um ein fahrendes modernes Zuglabor. Je nach Forschungsbedarf kann dieser Zug umgebaut werden. Messgeräte lassen sich ergänzen und Computerprogramme installieren. Eine Spielbahn für Wissenschaftler und Fahrzeugentwickler. Der vierteilige Triebwagen hat einen dieselelektrischen Antrieb. So kann er  auch auf nichtelektrifizierten Strecken fahren. Tobias Fischer ist bei der Bahn für Innovation in der Fahrzeugtechnik zuständig und sozusagen Hausherr in dem Versuchszug.

Tobias Fischer, Deutsche Bahn AG
Tobias Fischer, Deutsche Bahn AG

Wir können auf Hochgeschwindigkeitsstrecken fahren, wir haben eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und können auch Nebenbahnen befahren. Das ist wichtig für automatisierten Bahnbetrieb, den man da testen kann ohne andere Eisenbahnverkehrsunternehmen und Fahrzeuge zu stören.

Tobias Fischer, Deutsche Bahn

Und genau so eine Nebenbahnstrecke ist das nächste Ziel der Fahrt. Bei Annaberg-Buchholz werden 24 Kilometer der Erzgebirgsbahn für den regulären Zugverkehr nicht mehr genutzt. Trotzdem gibt es hier zwei digitale Stellwerke mit der derzeit modernsten Technik in ganz Europa. Eine ideale Versuchsstrecke mitten im Erzgebirge. Sie wird möglichen Kunden vorgestellt. Deshalb sind an Bord des ICE hochkarätige Vertreter diverser Eisenbahnzulieferer, -bauer und vor allem auch –entwickler. Sören Claus ist der Technische Leiter der Bahn vor Ort. Moderner Mobilfunkstandard 5G soll entlang der Schienen aufgestellt werden, damit irgendwann die Züge darüber ferngesteuert werden können.

Sören Claus, Technischer Leiter Campus
Sören Claus, Technischer Leiter Campus

Und es ist für die Telekommunikationsunternehmen, die da unterwegs sind, relativ interessant an der Strecke, weil: die ist schwierig. Wir haben dort viele Einschnitte, wir haben ungünstige Wetterbedingungen im Winter. Alles Dinge, die es verschiedenen Technologien, also auch Richtung Sensorik nicht immer einfach machen.

Sören Claus, Deutsche Bahn

Ein Forschungsprojekt laufe schon: Und zwar soll ein heranfahrender Zug im Auto  ein Warngeräusch erzeugen, wenn sich dieses einem Bahnübergang nähert. Der Kollisionsalarm  würde dann ähnlich klingen,  wie beispielsweise die Einparkhilfe. All das lässt sich auf der abgelegenen Strecke in Ruhe ausprobieren, weil hier niemand gefährdet wird.

Skizze der Versuchsstrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg
Skizze der Versuchsstrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg

Weit über 100 Partner hat die Bahn für diese Versuchsstrecke inzwischen gewonnen.  Mit dabei sind auch die Technischen Universitäten Dresden und Chemnitz. Der Chemnitzer Prorektor Uwe Götze begrüßt die Zusammenarbeit zwischen Bahn, Wirtschaft und Wissenschaft.

Uwe Götze, TU Chemnitz
Uwe Götze, TU Chemnitz

Wir wollen in Annaberg-Buchholz mit vielen Partnern, Unternehmen aus der Region, aber auch Großunternehmen einen Forschungs-Campus errichten. Mit diesem Forschungscampus wollen wir Beiträge dafür leisten, dass der Bahnverkehr der Zukunft noch etwas nachhaltiger wird, als er heute schon ist.

Uwe Götze , TU Chemnitz

Für den Campus will die Bahn einen leerstehenden Teil des Bahnhofs Annaberg-Buchholz umbauen. Hier werden Professoren und Studenten dann gemeinsam mit Firmen an Forschungsprojekten arbeiten.

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