Erste Versicherung gegen Online-Gefahren

MDR INFO, 02.10.12

Die digitale Welt steckt voller Gefahren. Es war fast ein Wunder, dass dies noch von keinem Versicherer entdeckt wurde. Nun gibt es die erste Versicherung in Deutschland gegen Gefahren aus dem Internet – wobei es nicht um die Technik, sondern die Inhalte geht. Mobbing, üble Nachrede, Rufmord, unerwünschte Fotos und ähnliches.

Deutschland folgt der Schweiz und Frankreich, wo eine ähnliche Versicherung schon auf dem Markt ist und offenbar auch sehr gut funktioniert.

Konkret geht es bei dem Angebot der Arag-Versicherung um Inhalte: Wenn jemand schlecht über den Versicherten schreibt, ihn gar mobbt, ungefragt persönliche Fotos veröffentlicht, dann hilft die Versicherung weiter.  „Beim Surfen nicht Baden gehen“ lautet das Motto.

Wer sich für die Versicherung interessiert, sollte sich aber mit seiner bisherigen  Rechtschutzversicherung in Verbindung setzten, um zu sehen, ob nicht ein Teil der Probleme sowieso schon abgedeckt wird, und damit diese Internet-Versicherung eventuell gar nicht notwendig ist.

Allerdings bietet diese neue Versicherung mehr als nur rechtlichen Beistand, nämlich  auch ganz praktische Hilfe. So gibt es die sogenannte Ruf-Rettung, wo es darum geht, eine falsche Darstellung im Internet wieder gerade zu rücken. Produktionsvorstand, Matthias Maslaton, erläutert das:

Es ist der Ruf-Retter, der hilft, die primäre Störung aus der Welt zu schaffen – auch, ich sag mal, wenn sie gerade an das Thema Cybermobbing im Schulumfeld denken, da auch Grenzen zu setzen, wenn freundliche Gespräche nicht helfen: Ein Anwaltsbrief an einen Vater, wo der Sohn so etwas gemacht hat, hilft bestimmt.

Die primäre Störung, das ist derjenige, der unwahre Gerüchte verbreitet oder einfach ungefragt Fotos veröffentlicht. Doch zaubern kann auch die Versicherung nicht, deshalb wird es kaum gelingen, alles im Internet zu löschen.

Also, wir kriegen die primäre Quelle weg und können gegen den vorgehen. Es endgültig aus dem Netz zu schaffen, das wäre eine Illusion.

Die Arag-Versicherung, die jetzt mit web@ktiv auf dem Markt kommt, hatte schon einmal in Deutschland eine Internet-Versicherung, aber ohne Erfolg. Frage an Matthias Maslaton: Ist solcher Versicherungschutz überhaupt notwendig?.

Ja, es wird auf jeden Fall gebraucht. Wir haben vor zehn Jahren schon mal einen Internet-Rechtschutz, auch als  erster, aber damals war das Thema Internet doch noch relativ weit weg in unser aller Leben. Und wenn Sie sehen, wie das Internet unser heutiges Leben – Online-Shopping, Downloads und Social Media – durchdringt,  dann sieht man schon, dass da neue Bedürfnisse entstanden sind.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Rechtschutzversicherungen übernimmt diese neue Versicherung auch die Fälle, in dem der Versicherungsnehmer eventuell bewusst Fehler begangen hat, beispielsweise bei Downloads von Musik oder Filmen. Kritiker befürchten nun, dass die Zahl der illegalen Downloads ansteigt, weil ja alles durch die Versicherung gedeckt wird. Doch das sei nicht so, sagt Matthias Maslaton von der Arag-Versicherung:

Es werden nicht die Abmahnkosten bezahlt. Also, es ist kein Freifahrtschein für den illegalen Download. Das wäre moralisch auch ein bischen kritisch, wenn wir jetzt den Schadensersattz oder die Kosten der Gegenseite zahlen würden.

Die Versicherung gibt es für unter 10 Euro im Monat für die ganze Familie – dazu gehören auch Kinder, wenn sie im gemeinsamen Haushalt wohnen und ihre Ausbildung noch nicht beendet haben.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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