Eine digitale Datenbank im Museum? Geht das überhaupt? Ist die überhaupt sichtbar? Ja, es geht. Das Firmenmuseum von Robotron in Dresden zeigt es. Für MDR Aktuell habe ich es zusammen mit einem Zeitzeugen besucht.
Rolf Heinemann ist der Senior und Gründer der Robotron Datenbank-Software GmbH. Er fühlt sich sichtbar wohl in den Kelleräumen in Dresden, die seit wenigen Monaten ein kleines Museum bergen. Es sind seine ganz persönlichen Erinnerungen, die hier untergebracht sind. Aber diese sind auch ein Stück deutscher Digitalgeschichte. 1965 kam Heinemann in das Dresdner Institut für Datenverarbeitung.
… und habe dort diesen Schnitt von der Lochkarte zu einer rechentechnischen Auslegung dieser Daten für den Maschinenbau entwickelt. Das war also mein erster Schritt zu einer Datenbanklösung, wenn man so will. Obwohl die erst – wie Sie hier sehen – nur vier Dateien verwaltete.
Rolf Heinemann, Robotron
Zu sehen ist der Aufbau und die Geschichte dieser Datenspeicherungen auf Grafiken und Fotos. „Bastei“ hieß die erste Speicherung von Daten in der DDR, die die Lochkarten ablöste und auf riesigen Computern lief. In der Anfangszeit musste Rolf Heinemann noch viel Überzeugungsarbeit leisten, denn in den Betrieben wurden für das Lager, für das Personal, für den Verkauf und für das Gebäude jeweils einzelne Programme geschrieben. Heinmann und sein Team wollten weg von diesen Insellösungen.
Und jetzt kamen wir mit der Idee, wir können doch die Daten alle zentral und neutral verwalten. Und jeder kann für sein Fachgebiet die zuständigen Daten ablesen. Dieser Gedanke musste sich erstmal durchsetzen und damit entstand der Begriff „Datenbanken“.
Rolf Heinemann, Robotron
Solche Datenbanken konnten dann vom gesamten Betrieb genutzt werden – und sind bis heute wichtiges Element des Datenbankaufbaus. Heinemanns Institut wurde später in das neugegründete Robotron-Kombinat integriert und er wurde Leiter der Software- und Datenbanken-Entwicklung. Die Museums-Sammlung umfasst 600 Objekte, auch aus dieser Zeit. Die Datenbanken liefen zunächst auf großen Rechnern, wie etwa dem Robotron 300, der ein ganzes Gebäude für sich brauchte. Erst später kamen die PCs – die Personal-Computer – hinzu, von denen es in der DDR aber nicht genug gab, wie Rolf Heinemann erzählt.
Wir hatten selber keinen solchen Rechner, sondern mussten immer irgendwo rechnen gehen, bis dann auf der Leipziger Messe bei einer Vorführung uns ein Rechner gestellt wurde, den wir am Ende der Messe einfach eingepackt haben. Da hat bis heute keiner nach gefragt. Aber wir hatten dann wenigstens einen eigenen Rechner in der Entwicklung.
Rolf Heinemann, Robotron
Rolf Heinemann knüpfte auf der Leipziger Messe viele Beziehungen, auch in den Westen. Nach der Wende übernahm er mit Hilfe der Treuhand und sieben weiteren Kollegen die Datenbank- und Softwareentwicklung des abgewickelten Robotron-Kombinats, hinzu kam später auch der alte Firmenname. Heute arbeiten in dem Unternehmen fast 500 Mitarbeiter. Auch der 82-jährige Rolf Heinemann ist noch immer in der Firma unterwegs – ab und zu auch im Museum.