„WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ – so ist der eher komplizierte Titel eines Förderprogramms des Bundesforschungsministeriums. Damit soll gezielt moderne Technik in eher abgelegene Gegenden gebracht werden. Wer das Geld bekommt, wurde nun entschieden. Einige der Gewinner sitzen in Annaberg-Buchholz. Dort soll ein moderner Campus für die Forschung neuer Bahntechnologien entstehen. Darüber habe ich bei MDR Aktuell berichtet.
Die Idee ist schon öfter belächelt worden: Mitten im eher abgelegenen Erzgebirge soll eine der modernsten Eisenbahnforschungsstätten Europas entstehen. Über 100 Unternehmen, zwei Universitäten und die Stadt Annaberg-Buchholz haben sich dafür zu einem Interessenverbund zusammengeschlossen. Sören Claus ist der technische Leiter des Eisenbahn –Campus. Er hat seit vielen Monaten für die Fördermittel gekämpft – nun wird es ab April bis zu 15 Millionen Euro geben. Die genaue Summe steht allerdings noch nicht fest.
Wir freuen uns und sind überaus glücklich, dass wir uns mit unserem Konzept durchsetzen konnten. Wir freuen uns auf die Herausforderungen, die wir jetzt mit unseren Partnern meistern werden.
Sören Claus, Technischer Leiter Campus
Zu den Partnern gehört die Deutsche Bahn. Deren Experte für digitale Stellwerkstechnik, Bernd Elsweiler, setzt große Hoffnung auf den Standort.
Wir haben den Anspruch, auch als Leitmarkt in Europa zu dienen, hier die neue Technik zu entwickeln, die wir als Deutsche Bahn einsetzen, aber auch für andere Bahnen in Europa zur Verfügung stellen wollen.
Bernd Elsweiler, Deutsche Bahn AG
Annaberg-Buchholz bietet sich für den Forschungs-Campus an, denn hier gibt es eine 25 Kilometer lange Eisenbahnstrecke der Erzgebirgsbahn, die derzeit nicht für den Linienbetrieb genutzt wird. Die Tochter der Deutschen Bahn AG war bereits oft Partner bei Versuchen, die auf in Betrieb befindlichen Strecken nicht durchgeführt werden können, erzählt Bend Elsweiler. So habe man zwei Züge sowie das Stellwerk über das bahninterne Mobilfunknetz miteinander verbunden und die Abstände zwischen diesen Zügen extrem verkleinert.
Das Besondere an diesem Test ist, dass wir den Blockabstand in dem wir heute fahren, verkleinern können und dabei die Zugfolge deutlich verdichten. Mit anderen Worten: Mehr Kapazität auf der gleichen Infrastruktur.
Bernd Elsweiler, Deutsche Bahn AG
So könne die Bahn mehr Verbindungen anbieten, ohne neue Strecken bauen zu müssen. Auf Dauer wolle das Unternehmen auch auf zwei Drittel der Infrastruktur – wie beispielsweise Signale – verzichten, um die Störungsanfälligkeit zu senken.
All das soll nun im Erzgebirge ausprobiert werden. Dafür gibt es dort seit über einem Jahr Europas modernstes Stellwerk, welches die Bahn schon als Vorleistung für den Forschungscampus gebaut hat. Nun muss noch Platz für die Wissenschaftler und Firmen geschaffen werden, erklärt der technische Leiter Sören Claus.
Geplant ist derzeit am unteren Bahnhof in Annaberg-Buchholz diese Campus-Funktionalität unterzubringen – mit den beteiligten Professuren von der Technischen Universität Chemnitz aber auch der technischen Universität Dresden und weiterer Partner.
Sören Claus, Technischer Leiter Campus
Direkt neben dem Campus wird es eine neue Wagenhalle geben, in der Versuchszüge abgestellt, aber auch umgebaut werden können. Für die Fahrgäste entstehen im Bahnhof Informationsmöglichkeiten, um die neuen Entwicklungen direkt mitverfolgen zu können.