Cyberwar – der Krieg im Internet

Was ist heute schon möglich?

MDR INFO, 01.02.2013
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Die Münchner Sicherheitskonferenz hat erstmals außer Politikern und Militärs auch Manager großer Firmen eingeladen. Die Angst vor einem Cyberwar, einem Krieg im Internet, wird größer. Und so sind auch diese Spezialisten gefragt, denn sie müssen sich schon jetzt direkt mit Angriffen aus dem Internet auseinandersetzen.

Der Strom aus der Steckdose, das Wasser aus dem Wasserhahn, die Ampel um die Ecke, die den Verkehrsstrom lenkt, sie alle haben etwas gemeinsam: sie werden von Computern gesteuert. Wer es schafft, diese Computer außer Betrieb zu setzen oder zu übernehmen, der kann für Chaos sorgen. Und genau das ist die Gefahr des Cyberwars – des Krieges im Internet.

Es klingt nach Science fiction, nach Zukunftsroman. Doch diese Auseinandersetzung findet schon statt, auch wenn es kein erklärter Krieg ist, sondern oft nur der Versuch, einzelne Personen oder Firmen zu schädigen. Thomas Kremer ist Datenschutz-Vorstand bei der Deutschen Telekom und vertritt seine Firma auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Stellen Sie sich einfach mal vor, dass ungefähr 100.000 neue Schadprogramme pro Tag entwickelt werden. Unsere System hier bei der Telekom, unsere Frühwarnsystem, registrieren in der Spitze 400.000 Angriffe auf unsere Systeme pro Tag. Das macht deutlich, dass man Cyberangriffe sehr, sehr ernst nehmen muss.

400.000 Angriffe pro Tag – das sind E-Mails, das sind Programme, die über Internetseiten, die die Mitarbeiter besuchen, in das eigene System kommen – das sind aber auch alle feindlichen Kontakte, die die Kunden der Telekom haben. Die  Schadprogramme versuchen in das Computersystem einzudringen, Informationen zu stehlen und nach außen zu senden oder einfach nur Teile des Computersystems lahmzulegen.

Einzelne Betriebe und Organisationen können so schon heute gezielt ausgeschaltet werden, denn sie sind abhängig von ihren Rechnern. Würden beispielsweise die Computer der Luftsicherung lahmgelegt, wären keine Flüge in Deutschland mehr möglich. Flugzeuge in der Luft müssten in das Ausland ausweichen. Könnte man bei den Stadtwerken die Programme der Ampeln beeinflussen, stände der Verkehr in der Stadt still. Schadprogramme wie  Stuxnet, welches gezielt das iranische Atomprogramm störte, zeigen, das selbst Hochsicherheitsbereiche vor Angriffen nicht mehr sicher sind.

Für Thomas Kremer von der Telekom ist deshalb der Informations-Austausch mit anderen Firmen und mit den Sicherheitsdiensten wichtig.

Es gehört zu unserer Tradition, dass wir Cyberangriffe transparent machen. Denn nur, wenn die Unternehmen und die Behörden offen legen, was es für Angriffe gegeben hat, kann man die Bedrohungslage realistisch einschätzen. Und nur dann können wir wirklich effiziente Verteidigungssystem aufbauen.

Das Internet ist  – wie der Name schon sagt – ein Netz. Dieses Netz hat unterschiedliche Knoten, die es zusammenhalten, und wo Informationen ausgetauscht werden. Der große Vorteil ist, dass es keine Zentrale gibt. Marco Preuß von der Antivirenfirma Kaspersky Lab beruhigt:

Das Interessante am Internet ist, dass es relativ dezentral aufgebaut ist. Jedes Land hat seine eigenen Vernetzungen, seine eigenen Knoten, die dann wieder in andere Länder gehen. Das heißt, dass durch ein paar taktische Angriffe das komplette Internet lahmgelegt werden könnte ist eher unwahrscheinlich.

Doch einzelne Knoten lassen sich schon heute stilllegen. Die Gefahr, dass wichtige Bereiche des Internets gestört werden, wird zunehmend größer.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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