Die US-Firma Amino Labs bietet im Internet beispielsweise für umgerechnet 325 Euro Bio-Baukästen an. Gedacht sind diese für Jugendliche und für Hobby-Gentechniker. In einem Werbevideo heißt es:
Der DNA-Spielplatz bietet die Basisausrüstung, um alles über das Bioingenieurwesen zu lernen.
Neben Amino Labs gibt es noch zahlreiche andere Hersteller für diese Bio-Baukästen, die aber immer ähnlich zusammengestellt sind. Dazu gehören unter anderem ein Brutkasten, ein beheiztes Wasserbad und eine Bakterien-Kultur. Diese Bakterien können dann vom Käufer gezielt behandelt und genetisch umgebaut werden. So sind sie am Ende beispielsweise für bestimmte Antibiotika resistent. Oder es gibt Bakterien, die plötzlich unter UV-Licht leuchten. Genutzt werden dafür neue Verfahren der Gentechnik, die technisch nicht besonders aufwendig, dafür aber preisgünstig sind. Diese Hobbylabore lassen sich durch weitere Bausätze ohne Probleme vergrößern. So gibt es DNA-Moleküle bereits ab 9 Euro im Internet. Eine Horrorvision für deutsche Verbraucherschützer: Neben dem zuständigen Bundesamt warnt auch das Sächsische Umweltministerium vor diesen Bio-Baukästen. Udo Mücke ist dort für gentechnisch veränderte Organismen zuständig.
Gentechnische Arbeiten sind in Deutschland prinzipiell nur in gentechnischen Anlagen zulässig, außer der Organismus ist entsprechend durch ein langwieriges Genehmigungsverfahren die Abgabe freigegeben worden, was in der allermeisten Fällen nicht der Falls ist.
Es funktioniert also nur im Labor. Das sieht die US-Firma Amino Labs wiederum ganz anders. In dem Werbevideo heißt es:
Tausende von Wissenschaftlern nutzen dieselben Mikroorganismen jeden Tag im Labor und hunderte Schulen in Amerika machen dasselbe im Unterricht. Alle Mikroorganismen, die wir nutzen, fallen unter das Sicherheitsniveau 1. Das bedeutet: In Nord-Amerika brauchst du kein spezielles Training, um die Experimente durchzuführen.
Doch Nord-Amerika ist nicht Europa und auch nicht Deutschland. Hier drohen bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro. Dahinter steht das Vorsorgeprinzip: Erst wenn sämtliche Nebenwirkungen einer gentechnischen Manipulation als unschädlich angesehen werden, kann diese Veränderung für den Alltag freigegeben werden. In den USA wird auf Nebenwirkungen erst reagiert, wenn sie wirklich auftreten.
Junge Leute, die auf diesem Gebiet forschen wollen, haben aber andere Möglichkeiten, erläutert Udo Mücke vom Sächsischen Umweltministerium.
Wer Interesse an solchen Experimenten hat, der sollte schauen, dass er entweder ein entsprechendes Praktikum an einer Einrichtung durchführt, die über so ein gentechnisches Labor verfügt oder aber eine entsprechende Schule besucht.
Übrigens ist der Import der Baukästen nicht strafbar, solange die Organismen noch unberührt sind. Erst deren gentechnische Veränderung führt ohne Genehmigung zum Gesetzesverstoß. Deshalb kann der Zoll die Postsendung auch nicht an der Grenze stoppen.