Marko Gregović lebt in Zagreb. Der 33-Jährige leitet in der kroatischen Hauptstadt eine Internet-Werbeagentur. Als im letzten Jahr der Flüchtlingsstrom auf der Balkanroute immer stärker wurde, wollte er einfach nur den Menschen helfen. Seine Idee guckte er sich bei einer Hilfsorganisation ab und verbesserte sie.
Wir halfen damals einer Elternorganisation. Diese sammelte gebrauchte Babytragetücher für die Flüchtlinge.
Doch es kamen nur 100 Tragetücher zusammen. Viel zu wenig. Und deshalb überlegte Marko Gregović, wie man es besser machen könnte.
Wir fuhren dann nach Belgrad, um zu sehen, wie die Situation vor Ort aussieht. Denn hier nach Kroatien kommen derzeit keine Flüchtlinge. Aber wir glauben, dass sich das bald ändern wird und sie auch hier her kommen werden.
Tatsächlich ist den meisten Kroaten die Flüchtlingssituation nicht aus eigener Erfahrung bekannt. Die Flüchtlinge werden aus Serbien per Zug durch das EU-Land Kroatien nach Österreich oder Deutschland gebracht. Flüchtlinge findet Marko Gregović deshalb auch nur im Nachbarland – in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Dort erfährt er, dass die Babytragetücher wirklich gebraucht werden. Viele der Mütter schleppen ihre Kinder tagelang auf dem Arm und haben ihre Hände für nichts anderes mehr frei. Von Syrien nach Kroatien sind es beispielsweis 2.500 Kilometer.
Marko Gregović nutzt dazu die Möglichkeiten seiner Internet-Werbeagentur, die auf das sogenannte Crowdfunding spezialisiert ist. Crowdfunding heißt übersetzt Schwarmfinanzierung. Damit versucht man viele Menschen zu gewinnen, die jeweils einen Teilbetrag für das gemeinsame Projekt zahlen, um dessen Startfinanzierung zu ermöglichen. Allen Geldgebern wird bei einem erfolgreichen Crowdfunding dann jeweils eine kleine Gegenleistung als Anerkennung geboten.Wir denken, dass es eine gute Idee ist, unsere Erfahrungen beim Crowdfunding einzusetzen, um mehr Menschen für die Unterstützung der Flüchtlinge zu finden.
Beim Projekt „Babytragetücher“ lief alles absolut erfolgreich: Innerhalb von zwei Wochen fanden sich 442 Personen, die insgesamt über 13.000 US-Dollar zur Verfügung stellten. Geld genug für über 550 Babytragetücher. Und selbst deren Produktion hilft Menschen, die darauf angewiesen sind. Eine Initiative arbeitsloser Frauen in Kroatien stellt die Babytragetücher jetzt her und bekommt dafür 13.000 US-Dollar. Marko Gregović ist begeistert, dass das Projekt funktioniert – und dass es jetzt sogar noch andere nachahmen.
Das Tolle ist, dass nach unserer Kampagne jetzt auch Organisationen in Bosnien-Herzegowina und Amerika das gleiche Modell übernahmen. In den USA wurden sogar 100.000 Dollar per Crowdfunding zusammengebracht.
Die Babytragetücher aus Kroatien werden übrigens per Schiff nach Griechenland gebracht, damit die Flüchtlinge sie gleich von Anfang an beim Eintritt in die EU nutzen können.
Tagebuch
- Balkantour startet
- In sechs Tagen starte ich
- Kurz vor dem Start der Balkanreise: Routenänderung
- Balkan-Projekt ist Start der neuen Hauptredaktion „Information“
- Gepäck gepackt – Balkan-Reise kann starten
- Zug zum Flug
- Zug fällt aus – weiter per Taxi
- Zwei Stunden zum Flughafen – vier Minuten für die Gepäckaufgabe
- Flughafen Leipzig / Halle aufgrund der Wetterlage geschlossen
- Flug nach München annuliert
- Lost in the system…
- Gleiches Flugzeug – zweiter Versuch
- Zwischenstation München
- Letzte Etappe für heute: Per Bus zum Hotel
- Ein wenig Tourismus am Abend
- Gedanken beim Frühstück
- Freiwillige sammeln Sachspenden
- Ankunft in Slavonski Brod
- Schnee in Slavonski Brod
- Ein Tag im Flüchtlingslager Slavonski Brod
- Abschied von Slavonski Brod
- Spezielles USB-Kabel fehlt
- Bericht aus dem Flüchtlingslager Camp Krnjača
- Abendspaziergang durch Belgrad
- Miksalište ist ein Belgrader Anlaufpunkt für Flüchtlinge
- Am letzten Tag: Ersatzkabel entdeckt
- Der Tourbus wartet schon
- Erinnerung an einen Krieg vor über 25 Jahren
- Ticket erneut digital verschwunden
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- Reportage über Belgrad für MDR INFO produziert
- Für viele Flüchtlinge endet die Balkanroute in Belgrad
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- Kroatien und Serbien kündigen an, nur Flüchtlinge Richtung Deutschland und Österreich ins Land zu lassen
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- Ein Flüchtling hilft in Kroatien anderen Zuwanderern bei der Integration
- Babytragetücher helfen Flüchtlingsfamilien
- Endstation Balkanroute – wo sich Fluchtwege trennen