Deutsche Forscher machen den „attributbasierten Berechtigungsnachweis“ serienreif

29.01.15 (MDR INFO) – Wenn an einem Problem vier Jahre geforscht wird und die Europäische Union dafür 9 Millionen Euro Fördergeld ausgibt, dann muss da wirklich etwas Wichtiges dahinter stecken. Solch ein Projekt ist jetzt in Deutschland abgeschlossen worden. Dabei geht es um eine ganz spezielle Form des Datenschutzes.


Kai Rannenberg ist Professor an der Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er und sein Team haben den sogenannten attributbasiertern Berechtigungsnachweis serienreif gemacht. Das klingt nicht nur kompliziert, es ist auch kompliziert – aber es ist nützlich für jeden Menschen, der irgendwie mit Daten zu tun hat. Es geht darum Daten zu sammeln und durch eine offizielle Stelle zu bestätigen. Aber nur die Daten, die wirklich gebraucht werden, sollen dann den Empfänger erreichen – zusätzlich mit der Echtheits-Garantie.

Darum ist es bei uns eben bei diesen attributbasierter Berechtigungsnachweisen auch so wichtig, dass man sie in kleinen Teilen verteilen kann.

Man muss es sich vorstellen, wie einen Personalausweis. Da gibt es den Namen, Geburtsdatum, Straße, Hausnummer, Ort und andere Angaben. Alles ist dann durch das Siegel der Meldebehörde bestätigt. Doch für eine örtliche Umfrage sollen beispielsweise nur die Straße und der Ort genutzt werden und den Besitzer der Daten als Bewohner dieser Straße ausweisen. Er selbst bleibt aber weiterhin anonym. Das Programm setzt sich dann quasi wie eine Schablone über all die anderen Daten und lässt nur Straße und Hausnummer sehen.

Genau. Und die Schablone kann der Benutzer selber so hinschneiden, wie sie gerade haben möchte in der jeweiligen Situation.

Der Nutzer bestimmt also selbst, welche Informationen weitergeleitet werden, erzählt Kai Rannenberg.

Also nehmen wir nochmal den Personalausweis. Den haben Sie von ihrer Stadt bekommen. Und das Wichtige bei der Schablone ist natürlich, wenn Sie sie drauf legen, dass tatsächlich immer noch erkennbar ist: Kommt aus der und der Straße, ist von der Gemeinde, die den Ausweis erstellt hat, auch bestätigt worden und das Stück darf nicht verloren gehen. Und das funktioniert mit einer bestimmten Form von Verschlüsselung, die wir erforscht und dann auch praktisch tauglich gemacht haben.

Praktisch getestet wurde das System an der Universität in Patras in Griechenland. Dort können Studenten ihre Professoren bewerten.

Studenten fürchten, wenn sie Lehrveranstaltungen zu ehrlich bewerten, dass sie dann nachher bei der Notengebung dafür abgestraft werden. Dafür werden solche Bewertungen immer anonym gemacht. Gleichzeitig ist es aber auch so: Man will aber eigentlich nur Bewertungen haben von Leuten, die auch wirklich in der Vorlesung waren.

Jeder Student muss ich also unter seinem eigenen Namen die Teilnahme an der Vorlesung bestätigen lassen – das wiederum darf der zu bewertende Professor nicht sehen, wohl aber der Computer, der den Studenten zur Bewertung zulässt.

Andere Einsatzmöglichkeiten sieht Kai Rannenberg beispielsweise in den sozialen Netzwerken, bei Twitter, Facebook oder Google plus. Aber auch in Firmen und bei der Kundenbetreuung seien Einsätze denkbar.